Eine Masterarbeit erforscht und bewertet das Österreichische Umweltzeichen in Verbindung mit Veranstaltungen in Hotels. FH-Prof. Mag. Harald Rametsteiner, Leitung Masterlehrgang Eventmanagement der Fachhochschule St. Pölten und Jennifer Nemeth MSc, Absolventin des Masterlehrgangs Eventmanagement und Bankettleiterin bei Schick Hotels fassen im Artikel die Ergebnisse der Masterarbeit zusammen.

Die Herausforderungen des Klimawandels fordern ein Umdenken, Nachhaltigkeit gewinnt in der Gesellschaft und in Unternehmen an Bedeutung. Der Begriff beschreibt im Kern eine über längere Zeit anhaltende Wirkung, es geht um auf die Dauer orientiertes Denken und zukunftsfähiges Handeln. Die umfassende Ausrichtung wird oft mit dem 3-Säulen Modell verbunden: dem Integrieren der ökologischen, ökonomischen und sozialen Verantwortung. Seit über 30 Jahren werden Veranstaltungen und Hotels vom Österreichischen Umweltzeichen, einem unabhängigen Gütesiegel für Umwelt und Qualität, für umweltfreundliche Aktivitäten bestätigt. In Österreich haben sich bereits über 200 Hotels mit dem Umweltzeichen zertifizieren lassen, davon haben über 110 Hotels auch einen Veranstaltungs- und Seminarbereich zum Durchführen von Green Events.

Studien zur nachhaltigen Verantwortung

Unterschiedliche Studien bestätigen den wachsenden Stellenwert der Nachhaltigkeit im Bereich der Veranstaltungen. Die Studie „Zukunft des Tagungs- und Kongressmarktes“ des German Convention Bureau aus dem Jahr 2013 weist als Ergebnis aus, dass Expertinnen und Experten aus der Branche die Nachhaltigkeit als einen der wesentlichen Einflussfaktoren für die Zukunft der Veranstaltungen sehen. Zum damaligen Zeitpunkt – erhoben vor den Auswirkungen der Corona-Pandemie – gehörte die Nachhaltigkeit neben Globalisierung und Technologie zu den wesentlichen Parametern.

Die von Marketagent im Jahr 2019 durchgeführte Studie unter 1.500 Befragten in Österreich bestätigt die Einordnung aus der Sicht der konsumierenden Gäste. Die Ergebnisse zeigten, dass über 70% der Befragten die Steigerung der Verwendung von regionalen Produkten bzw. über 50% die Steigerung der Nachhaltigkeit und des Umweltbewusstseins im Tourismus als wichtig einordnen. Zusätzlich ergab die Umfrage unter Reisenden in Österreich, dass Kriterien wie respektvoller Umgang mit dem Land und seinen Bewohnern, der Schutz heimischer Tiere und Pflanzen bzw. die Förderung der regionalen Wirtschaft für Gäste während ihrer Reise besonders wichtig sind.

Green Events im Tourismus

Bei Veranstaltungen bezeichnet man umweltfreundliche Konzepte und Umsetzungen als „Green Event“. Es bestehen verschiedene Möglichkeiten das eigene Event zertifizieren zu lassen, es gibt in Österreich das Österreichische Umweltzeichen und in Deutschland das EMAS-Umweltmanagementsystem. Nachfolgend eine Übersicht zu Faktoren für ein nachhaltiges Eventkonzept: sparsamer Ressourcenumgang wie niedriger Energieverbrauch, soziale und wirtschaftliche Verantwortung gegenüber allen mitwirkenden Personen wie Mitarbeitenden und Gästen, nachhaltige Beschaffung von Ressourcen und Materialien bzw. Förderung der nachhaltigen Bildung durch Aufklärung und Sensibilisierung.

Ein zertifiziertes Green Event verbindet den positiven Beitrag zu Umwelt und Gesellschaft mit einem Qualitätsmerkmal als Wettbewerbsvorteil. Zu den Maßnahmen zählen die Unterstützung der CO2-freundlichen Anreise, Müllvermeidung wie die Verwendung von Mehrwegmaterial, ein sorgfältiger Umgang mit Wasser, Energie und Materialen bzw. der Einsatz von regionalen und saisonalen Ressourcen. Zusätzlich führt eine gelungene interne Kommunikation zu geschultem Personal, welches die gewünschten Abläufe umsetzt. Bei der Zertifizierung durch das Österreichische Umweltzeichen können spezialisierte Organisationen beim Befolgen des Leitfadens unterstützen. Vertiefende Informationen zum Österreichischen Umweltzeichen: https://www.umweltzeichen.at/de/home/start

Forschung zur Wirkung des Umweltzeichens

Dieser Artikel bezieht sich auf die empirische Studie im Rahmen der Masterarbeit von Jennifer Nemeth. Das quantitative Studiendesign untersuchte die Wirkung des Österreichischen Umweltzeichens bei möglichen Gästen von Veranstaltungen, es wurden 179 Personen – ausgewählt nach Quotenverfahren – über eine Online-Befragung im Jahr 2021 um ihre Einschätzung gebeten.

Die Ergebnisse der Forschung zeigten, dass die Mehrheit der Befragten das Österreichische Umweltzeichen kennt und das Logo richtig zuordnet. Ein hoher Anteil von 70 % drückte die Verbindung des Umweltsiegels mit umweltfreundlichen Produkten und Dienstleistungen aus. Zusätzlich gab es hohe Zustimmung für die Verbindung mit den Eigenschaften der umweltfreundlichen Herstellung und Produktion mit 64 % und dem Beitrag zum Klimaschutz (knapp 61 %). Für 57 % der Teilnehmenden steht das Österreichische Umweltzeichen für Umweltschutz, knapp 54 % ordneten die Erkennbarkeit von nachhaltigen Produkten und Leistungen als Verbraucherinformationen zu.

Bemerkenswert ist die unterschiedliche Einordnung der Nachfrage nach Green Events im Vergleich zu Hotels mit Umweltsiegel. Einerseits wählte eine deutliche Mehrheit von 74 % der Befragten bei der Entscheidung zwischen dem Besuch einer Veranstaltung mit bzw. ohne Zertifizierung die umweltfreundliche Alternative. Auf der anderen Seite war bei der Hotelauswahl für die Mehrheit von 59 % der befragten Personen das Preis-Leistungsverhältnis ausschlaggebend für die Entscheidung, nur 37 % legten auf die Zertifizierung des Österreichischen Umweltzeichens wert. Bei der vertiefenden Betrachtung der Maßnahmen bei Green Events wurden die Mülltrennung mit knapp 73 %, ein saisonales und regionales Speisenangebot mit rund 69 %, Getränkeangebot in Mehrwegflaschen mit knapp 59 % bzw. die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln mit 57 % als besonders wichtig eingeordnet.

Zusammenfassend bestätigt die empirische Untersuchung die Anforderungen an nachhaltige Verantwortung auch bei der Gestaltung von Veranstaltungen bzw. in Hotels. Die Zertifizierung mit dem Österreichischen Umweltzeichen ist ein möglicher Beitrag, der neben Imageaufwertung und positivem Feedback von Gästen einen aktiven Beitrag zur Verbesserung des ökologischen Fußabdrucks hinterlässt.

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