Eine Masterarbeit erforscht und bewertet differenziert die Gründe, Möglichkeiten und Wirkung von Charity-Sportveranstaltungen. FH-Prof. Mag. Harald Rametsteiner, Leitung Masterlehrgang Eventmanagement der Fachhochschule St. Pölten und Patricia Haus MSc, Absolventin des Masterlehrgangs Eventmanagement fassen im Artikel die Ergebnisse der Masterarbeit zusammen.

Sportveranstaltungen verbinden die Besonderheiten von Events mit Spaß und dem gesundheitlichen Aspekt. Die Integration von Charity ergänzt den guten Zweck, der englische Begriff Charity umschreibt Wohltätigkeit bzw. ein System der freiwilligen Hilfeleistung. Diese sogenannten Charity-Veranstaltungen sind eine Ausprägung des Fundraising, indem Geld für einen wohltätigen Zweck gesammelt wird. Durch die Organisation einer Wohltätigkeitsveranstaltung zeigt ein Unternehmen soziales Engagement bzw. prägt ein positives Unternehmensbild gegenüber der Gesellschaft und Kunden. Zu den bekannten regionalen Charity-Laufveranstaltungen gehören der Wings for Life Run, der Pink Ribbon Charitylauf, der Muddy Angel Run oder der Herzlauf Österreich. Der Wing for Life Run – mit dem Ziel der Unterstützung der Rückenmarkforschung – war in den letzten Wochen verstärkt in den Medien: vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie wurde das Konzept auf einen ortsunabhängigen App Run angepasst, die beiden Skistars Marcel Hirscher und Felix Neureuther motivierten laufbegeisterte Sportlerinnen und Sportler zum Mitmachen.

Die umfassende Organisation und notwendige Finanzierung einer Veranstaltung führt dazu, dass bei vielen Laufevents ein Teil der gesamten Einnahmen aus Startgeld und Sponsoring dem wohltätigen Zweck gespendet werden kann. Der Blick auf den aktuellen Forschungsstand zum Thema verbindet die Untersuchungen mit den Gründen für die Beteiligten. Eine internationale Studie von Bennett, Mousely, Kitchin und Ali-Choudhury lokalisiert die wichtigsten Motive für die Teilnahme an Sportveranstaltungen. Die dominierenden Gründe sind das persönliche Engagement für die gute Sache, ein gesunder Lebensstil, Engagement an der Sportart und der Wunsch des sozialen Kontakts mit anderen Teilnehmenden. Die empirische Arbeit von Carina Post untersuchte die Gründe der Veranstalter, die Ergebnisse zeigen eine Mischung aus Altruismus und als Finanzierungsmaßnahme für eine Non-Profit Organisation. Eine Untersuchung von sport-oesterreich.at vergleicht die Laufveranstaltungen und die Unterschiede in den Spendenbeiträgen, die Bandbreite der für Spendenzwecke weitergeleiteten Einnahmen geht von einem niedrig zweistelligen Anteil bis zu knapp 100%.

In einer aktuellen empirischen Studie unter Expertinnen und Experten, welche für die Organisation von Charity-Sportveranstaltungen in Österreich zuständig sind, konnten vier Dimensionen zum Aspekt der Wohltätigkeit erforscht werden. Die Parameter beziehen sich auf die Finanzierung der Veranstaltung, die Umsetzung der Veranstaltung (z.B. unterschiedliche Ticketkategorien), die Entscheidungshintergründe für die Kooperation mit einer bestimmten Empfänger-Organisation und die Nutzung des Charity-Aspekts. Zusammenfassend ergeben die Gespräche mit den Verantwortlichen von fünf Charity-Sportveranstaltungen Unterschiede in der Gewichtung. Die übergreifende Klammer ist bei allen untersuchten Laufevents der Aspekt der Wohltätigkeit, der im Konzept mittransportiert wird. Aber die Ergebnisse der empirischen Studie zeigen, dass dem Wohltätigkeitsaspekt ein unterschiedlich hoher Faktor zugeordnet wird. Bei einzelnen Veranstaltungen können aufgrund starker emotionaler Bindung und unterstützender Finanzierung durch Sponsoren (wie z.B. Red Bull) 100% der Startgelder an den jeweiligen Verein weitergeleitet werden.

Zum Abschluss der empirischen Untersuchung wird eine Handlungsempfehlung für Teilnehmerinnen und Teilnehmern von Charity-Laufveranstaltungen abgeleitet. Jede der angebotenen Sportveranstaltungen verbindet den sportlichen Spaß mit Wohltätigkeit. Aber es wird empfohlen, dass interessierte Sportlerinnen und Sportler mit hoher Affinität zu sozialem Engagement im Vorfeld auf der Website die Ticket-Kategorien betrachten und anhand der Presseberichte aus den Vorjahren eine Einschätzung zur Verwendung ableiten. Wir zitieren in diesem Zusammenhang Martin Luther King (1919-1968): „Life’s most persistent and urgent question is, ‚What are you doing for others?“

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