Eine Musikbranche zwischen Handwerk und Hightech sowie Event- und Medientechnik im Zeichen der digitalen Vernetzung. Die Musikmesse und die Prolight + Sound sind auch heuer wieder in Frankfurt gemeinsam am Start. Vor allem die Musikmesse hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Sie wird immer mehr zum Gesamtevent. Eine Entwicklung, die manch einen alten Tagen nachhängen lässt.

Gestern Abend auf der Executive Night zur Prolight + Sound und Musikmesse. Hier steigt das große Fest für alle Aussteller. Free drinks, free food und die GOODFELLAS, eine top Liveband, heizen die Stimmung an. Eine Atmosphäre, in der man locker ins Gespräch kommt. An der Bar plaudere ich mit Stephan Kurzawski, Senior Vice President der Messe Frankfurt. Die Weine für den heutigen Abend hat er persönlich degustiert. Auf einem Kundenevent muss einfach alles passen.

Smalltalk an der Bar

Ich: „Und, wie läuft’s?“ Kurzawski: „Danke, wir sind zufrieden.“ Ich: „Man hört immer wieder, dass einige mit den Veränderungen in den letzten Jahren nicht ganz glücklich sind.“ Die Frankfurter Messemanager sind sich dessen bewusst.

Der grundlegende Strukturwandel in der Branche hat der Musikmesse ein neues Gesicht gegeben. Eines, das manchen wehmütig an alte Tage zurückdenken lässt.

Doch bereits in seinem Begrüßungsstatement auf der Bühne hat Stephan Kurzawski klargestellt: „Nichts bleibt stehen, alles ist in Veränderung. Wenn die Leute zu mir kommen und meinen, vor 20 Jahren war alles anders, dann sage ich: ,Auch wir selbst waren anders vor 20 Jahren. Da hatten wir noch weniger Falten und Ringe am Bauch.‘ Aber im Ernst: Die Messe repräsentiert die Branche so, wie sie heute aufgestellt ist.“

Zwei Messen Hand in Hand

Bewährt hat sich die überschneidende Messedauer der Prolight + Sound (10.–13. April) und der Musikmesse (11.–14. April). Für alle, die sich professionell in Bereichen wie Veranstaltungs- und Medientechnik, Instrumentenhandel, Musikproduktion, -bildung und -therapie sowie Musikbusiness und Merchandising tätig sind, wird so ein zeitökonomischer Branchenüberblick möglich. Insgesamt präsentieren sich heuer 1.803 Aussteller aus 56 Ländern.

Rot-weiß-rote Aussteller am Main

Österreich ist heuer mit folgenden Ausstellern in Frankfurt vertreten:

Prolight + Sound:
A.T.C. GmbH, AV Stumpfl, explo GmbH, LDDE Vertriebs GmbH, MT-electronic, The Cool Tool GmbH, Tüchler Bühnen.- & Textiltechnik GmbH, zactrack GmbH

Musikmesse: ACD Unlimited, Alpha Pianos GmbH, Andreatta Antik und Musik Robert Papai, Brassego Haagston, Fun.music IT GmbH, GVI Vertriebs Gmbh & Co. KG, Maxton GmbH, Musik Lenz GmbH & Co KG, Petz Kolophonium Vienna, PUR Cajon Manufactur, Rudolf Novak Musikinstrumentenerzeugung GmbH, Thomastik-Infeld GmbH, UCM GmbH

Wertvolles Know-how im Rahmenprogramm

Im Rahmenprogramm steht Know-how-Vermittlung ganz oben auf der Agenda. Die Messe Frankfurt nennt das einen „Mix aus Lectures, Talks und Panels“. Hier vermitteln Profis ihr Wissen und auch den einen oder anderen Trick.

Trends wie 3-D-Audio, 360°-Film, Virtual und Augmented Reality stehen dabei ebenso im Fokus wie die wichtigsten Entwicklungen etwa im Musikhandel.

Um die Synergien zwischen der Prolight + Sound und Musikmesse weiter zu intensivieren, teilen sich die beiden Messen die Halle 4.1 („Audio DJ + Recording“). Auch das Programm wird – neudeutsch – geshared. Das gilt für das Workshop-Angebot rund um professionelle Audiotechnik inklusive der neuen Seminarreihe „The Future of Music and Audio Technology“ ebenso wie für die DJ-Plattform DJCon.

Keiner kann die Zeit zurückdrehen

Die Zeit zurückdrehen geht nicht, auch nicht für die Messe Frankfurt. Allen, die sich vielleicht schon Sorgen um die Zukunft der Musikmesse gemacht haben, dürfen beruhigt aufatmen. Fix ist eigentlich nur, dass das Konzept der Musikmesse wohl auch weiterhin einem stetigen Wandel unterworfen sein wird. Doch das Messemanagement steht voll hinter dem Thema.

Stephan Kurzawski: „Die Musikmesse ist für uns ein sehr wichtiges Thema. Nicht so sehr vom Business her, das kann man mit einer Ambiente oder einer Light + Building gar nicht vergleichen. Aber es ist für uns ein Herzensthema. Musikmesse, das ist Emotion pur. Und denken Sie nur an die Umwegrentabilität für Frankfurt, die durch die Musikmesse generiert wird.“

Zusatzeffekte durch Musikmesse-Festival

Ein Beispiel dafür ist etwa das Musikmesse-Festival, das heuer zum dritten Mal stattfindet. Die Veranstaltungsreihe trägt vier Tage lang das Thema Musik in die ganze Stadt hinein. Auch heuer gibt es wieder zahlreiche Konzerte in unterschiedlichsten Clubs und Locations in ganz Frankfurt. Mit dabei sind auch Top-Acts wie Albert Hammond, Asaf Avidan, Curse, Dionne Warwick, En Vogue oder Gino Vanelli.

Erstmals kooperiert das Musikmesse-Festival dabei mit europäischen Initiativen zur Musikförderung. Daher finden an den ersten drei Messetagen ab 19 Uhr im Maritim, direkt auf dem Messegelände, Showcase-Abende statt. Mit dabei sind Bands aus Ländern wie Irland, Luxemburg, Tschechien, Russland und Ungarn. Musikalisch spannt sich der Bogen von Indie und Electro über Folk und Rock bis hin zu R ’n’ B.

Seit letzten Oktober zeichnet Wolfgang Weyand für das Rahmenprogramm der Musikmesse sowie der Prolight + Sound verantwortlich. Hier geht’s zum Interview.

Was wird die Zukunft bringen?

Und wenn wir die Zeit schon nicht zurückdrehen können, dann wollen wir doch zumindest einen Blick in die Zukunft wagen. Wird es die Musikmesse auch in ein paar Jahren noch geben? Diese Frage habe ich auch Stephan Kurzawski gestellt. Seine Antwort: „Sicher. Denn unsere Aufgabe als Messemacher ist ja nicht, Messetitel abzusagen, sondern sie entsprechend der Möglichkeiten zukunftsfit aufzustellen.“

Punkt. Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.

In diesem Sinne auf weitere klingende Jahre in Frankfurt.

Foto: © Messe Frankfurt Exhibition GmbH – Jean Luc Valentin

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