Zum sechsten Mal hat das BR-Magazin „Zündfunk“ in Zusammenarbeit mit der Süddeutschen Zeitung seinen Kongress zu Internet-Themen abgehalten. Die zahlreichen Vortragenden hatten Gelegenheit, Für und Wider der Digitalisierung zu beleuchten.
Kein Politiker, kein hochrangiger Wirtschaftsvertreter, der ohne das Zauberwort „Digitalisierung“ auskäme, meist im Kontext positiver Ausblicke, Chancen und angeblich alternativloser gesellschaftlicher Veränderungen. Als Gegenpol und Korrektiv zur euphorischen und teilweise tendenziösen Rhetorik hat das popkulturelle „Zündfunk“-Magazin des Bayrischen Rundfunks gemeinsam mit der renommierten Süddeutschen Zeitung anno 2013 den „Zündfunk“-Netzkongress ins Leben gerufen.
Das Ziel: einen öffentlichen Diskurs zu netzpolitischen Themen zu entfachen, der weit über die üblichen Plattitüden hinausgeht. Namhafte Medien- und Netzexperten, Wissenschaftler, Künstler, Autoren und Blogger berichten zu diesem Behufe über aktuelle Themen aus der Welt des Internets.
Was kostet Digitalisierung?
Die zentrale Frage des diesjährigen Netzkongresses mit dem Motto #cashtag lautete: „Was kostet uns das Netz wirklich?“. Darauf beziehen sich schließlich alle Szenarien, die aktuelle und künftige Internetanwendungen bewerten wollen. Und nichts anderes ist ja zumeist gemeint, wenn von Digitalisierung die Rede ist, von Industrie 4.0, Cloud Computing oder Künstlicher Intelligenz. Eine aussagekräftige Gesamtbewertung kann nur erfolgen, wenn sämtliche Parameter entsprechender Entwicklungen unter die Lupe genommen und die Kosten dem Nutzen gegenübergestellt werden. Dieses Jahr unter anderem zu Gast auf dem #ZF18: BBC-Journalistin Faranak Amidi, Zeitschriftenherausgeber Mads Pankow, Kulturwissenschaftler Michael Seemann, Unternehmerin Yvonne Hofstätter und Facebook-Kläger Max Schrems.
Gestalten statt verwalten
Kleinster gemeinsamer Nenner der #ZF18-Teilnehmer scheint zu sein, dass Netzanwendungen immer so gut oder schlecht sind, wie das Ziel, das damit verfolgt wird. Im Falle der großen Plattformbetreiber lautet das Ziel ganz eindeutig: maximale Reichweite und maximaler Gewinn. Doch das Netz ist längst der naiven Technikeuphorie entwachsen, und die Gefahren ungenügend gesicherter Daten oder manipulativer Botschaften sind evident. Auch weiß der durchschnittliche Bürger mittlerweile, dass Mark Zuckerberg, Jeff Bezos oder Elon Musk bei Weitem nicht die freundlichen Weltretter sind, als welche sie sich gerne gerieren. Ein Grund für Untergangsszenarien muss das noch lange nicht sein, das bewiesen einmal mehr die Beiträge des Zündfunk-Netzkongresses. Denn: Das Netz bietet zahlreiche Möglichkeiten, das Zusammenleben aller und das Wohl des einzelnen zu verbessern. Man muss es nur entsprechend nutzen.
Foto: matthias-kestel-fuer-ZF