Extremsportler Christoph Strasser diskutiert beim nächsten Arcotel Hotels Branchentreff am 26. November mit anderen Gästen zum Thema „Mitarbeitermotivation, Teamwork & Co. – Wie macht man’s richtig im Tourismus?“ Im Gespräch mit Messe & Event verrät er, wie er sich auch in schwierigen Phasen motiviert und wie sein Team ihn dabei unterstützt.
Messe & Event: Als Extremsportler müssen Sie sich immer wieder zu Höchstleistungen antreiben, wie wichtig ist dabei das Team für Sie?
Christoph Strasser: Für mich persönlich habe ich die Faktoren, die für die erfolgreiche Erreichung des Ziels entscheidend sind, so definiert: 33% Fitness und körperliche Fähigkeiten, 33% Motivation und mentale Stärke, und 34% Team. Mein Betreuerteam kann mich während eines Langstreckenrennens bei körperlichen und mentalen Problemen immer wieder aufbauen und unterstützen, das Team muss dafür aber auch intern gut miteinander harmonieren, es muss eine transparente Zielsetzung für alle geben, die Rollen und Aufgaben müssen klar verteilt sein, sodass jeder seine persönlichen Stärken einbringen und Entscheidungen in seinem Bereich treffen kann.
Wir haben natürlich einen Teamchef, der als Führungsperson vorangeht und alle Abläufe koordiniert, aber trotzdem hat jedes Teammitglied den gleich hohen Stellenwert. Für mich ist es ganz wichtig, dass ich mich auf meine Crew in jeder Situation verlassen kann, ich treffe während eines Wettkampfs keine eigenen Entscheidungen, sondern überlasse die Strategie, die Pausengestaltung und auch meinen Ernährungsplan vollkommen meinen Betreuern, und konzentriere mich nur auf meinen „Job“, nämlich auf schnelles Radfahren. Gegenseitiges Vertrauen innerhalb unseres Teams ist dazu der Schlüssel!
Wo holen Sie sich Ihre Motivation her?
Die schwierigsten Phasen, wo ich wirklich meine ganze Motivation aufbringen muss, sind die Monate vor dem Start zum Saisonhöhepunkt, den meistens das Race Across America darstellt. Sehr oft trainiere ich dabei alleine, weil viele meiner Radkollegen unter der Woche normale Berufe ausüben und nicht so wie ich vom Radsport leben können. Viele einsame Trainingseinheiten am Ergometer – im Schnitt 30 bis 35 Stunden pro Woche – stellen mich vor allem im Winter vor eine Motivationsprüfung. Ich weiß aber ganz genau, dass die sportlichen Ergebnisse große Konsequenzen für mein weiteres Leben haben, und das motiviert mich.
Außerdem kann ich, wenn ich top in Form bin, ein Rennen mehr genießen, und die Höhepunkte positiv erleben. Es ist auch eine gegenseitige Motivation da, wenn ich spüre, dass jeder in meinem Team alles gibt und sich mit voller Energie für das gemeinsame Ziel einsetzt. Dieser Funke springt dann auch zu mir über, und im Gegensatz kann ich mein Team motivieren, wenn sie sehen, dass auch ich in der Vorbereitung und im Wettkampf alles aus mir heraushole. Dass ich dann auch noch viel Zuspruch durch Fans (meist über social Media oder das Gästebuch meiner Webseite) erhalte, spornt mich zusätzlich an. Denn dann weiß ich, dass ein Aufgeben keine Option ist, ich würde meine Crew und die vielen Fans enttäuschen.
Außerhalb der Rennen stehen Sie auch auf der Bühne. Bei Ihren Vorträgen geht es um Mitarbeitermotivation, Teambuilding, etc. Was sind Ihre Tipps?
Ich bin davon überzeugt, dass man nur das wirklich gut machen kann, was man gerne macht. Und dass jeder gewöhnliche Mensch Außergewöhnliches schaffen kann, wenn er sich große Ziele setzt, konsequent und mit viel Geduld daran arbeitet, und gute Leute rund um sich hat. Ziele zu erreichen ist etwas sehr schönes und erfüllendes, diese innere Freude hält aber nicht übermäßig lange an. Noch wichtiger ist es, am Weg zum Ziel auch Spaß zu haben, denn nur dann kann ich jeden Tag zufrieden sein.
Mir wurde auch bewusst, dass Rückschläge und Niederlagen das größere Lernpotential haben, weil dann Schwächen und Bereiche, in denen ich mich verbessern oder verändern sollte, ganz klar aufgezeigt werden. Aus Fehlern lernen kann aber nur derjenige, der die Schuld nicht bei anderen sucht oder äußere Faktoren für ein Scheitern verantwortlich macht, sondern mit Ehrlichkeit zu sich selbst reflektiert und an sich selbst arbeitet. Das eigene Ego klein zu halten ist meiner Meinung nach ganz wichtig.
Braucht man als Weltrekordhalter eigentlich noch andere Vorbilder?
Auf jeden Fall, warum sollte sich das ändern, nur weil man Erfolge erreicht hat? Vorbilder sind für jeden Bereich wichtig, man kann sich von vielen Menschen inspirieren lassen und von deren Herangehensweise oder Lebenseinstellungen lernen. Beispielsweise ist für mich Wolfgang Fasching ein Vorbild, er hat es nach seiner sehr erfolgreichen aktiven Radkarriere geschafft, langfristig von Vorträgen und Büchern leben zu können, seinem vorerst zweiten Standbein, dass er sich schon früher aufzubauen begonnen hat. Vermarktung ist ein Thema, das viele ehemalige Profis beschäftigt, und Wolfgang hat das großartig gemacht.
Ein anderes Vorbild ist Roger Federer, weil er trotz vielen historischen Erfolgen immer noch einer der Weltbesten Tennisspieler ist, sich immer wieder verbessert, seine Spielweise ändert, und nie müde wird, an sich zu arbeiten. Er hat definitiv alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt, aber ist immer noch mit großer Motivation dabei, weil er das Tennis einfach liebt. Genau diese Motivation macht ihn so erfolgreich: Nicht die Gier nach Titeln, sondern die Begeisterung für die täglichen Herausforderungen. Außerdem ist Federer ein Botschafter für seinen Sport und inspiriert weltweit Millionen von Menschen.
Aber auch Sportler mit Handicap, z.B. einer Querschnittslähmung, sind Vorbilder. Weil sie einem die Ausreden nehmen und zeigen, dass Jammern fehl am Platz ist. Ich kenne einige Rollstuhl-Athleten und Handbike-Fahrer, die eine absolut ansteckende positive Lebenseinstellung haben, und davon können sich viele andere, die sich über jedes kleine Wehwehchen beschweren, nur inspirieren lassen.
Zur Person:
Christoph Strasser machte mehr aus seinem Hobby, dem Mountainbiken. Der österreichische Extremsportler ist sechsmaliger und amtierender Sieger des Race Across America (2011–2019).
Anmeldung zum Branchentreff: matthias.kraler@arcotels.com
Foto: limeART HAUSDORFER