Die Geneva International Motorshow (GIMS) wird auch im kommenden Jahr nicht stattfinden. Bis 2022 stehen grundlegende Überlegungen seitens der Veranstalter an.

Der Glanz ist ab. Standen Automobilausstellungen bislang im Mittelpunkt öffentlichen Interesses, so hat das Ende der Frankfurter IAA unmissverständlich klargemacht, dass der Zeitenwandel auch vor dem Auto nicht stehenbleibt. Eine Entwicklung, die nicht erst durch die Coronapandemie ausgelöst, von dieser aber beschleunigt wurde. Welche Rolle soll der Individualverkehr in Zukunft spielen? Wie kann verhindert werden, dass im Zuge der Digitalisierung nicht auch die Autoindustrie zu Handlangern internationaler Computerkonzerne wird? Lässt sich der Trend zu immer größeren und schwereren Fahrzeugen überhaupt noch gesellschaftlich verantworten? Drohen Fahrverbote, zumal in den Innenstädten?

Fragen wie diese beschäftigen die internationale Autoindustrie schon seit geraumer Zeit, zumal nicht nur der gesellschaftliche Wandel für Handlungsbedarf sorgt, sondern auch das Erstarken neuer Mitbewerber aus China. Nun kommt für die Veranstalter großer Autosalons ein neues Problem hinzu: wie sollen in Zeiten der Coronapandemie internationale Veranstaltungen abgehalten werden? Die Stiftung Salon International de l’Automobile als Veranstalterin des Genfer Autosalons hat auf die Fülle an Ungewissheiten nun mit einer Absage des Termins für 2021 reagiert.

Alles neu

Eine Veranstaltung wie den Genfer Autosalon auch für das kommende Jahr abzusagen ist keine leichte Entscheidung. Immerhin handelt es sich um eine der größten Schweizer Veranstaltungen mit entsprechend großer wirtschaftlicher Bedeutung. Doch angesichts der finanziellen Turbulenzen nicht nur auf Veranstalter-, sondern auch auf Ausstellerseite blieb wohl nichts anderes übrig, um nicht noch mehr Geld in den Sand zu setzen. Bitter ist dies vor allem auch für den Standort Schweiz, der zuletzt schon die Absagen großer Messen wie der Art Basel und der Baselworld verkraften musste. Ein massiver Einbruch, der gewiss die kommenden Jahre prägen wird für die Schweizer Messelandschaft. Wie aber soll es weitergehen?

So genau weiß das niemand. Dies ist mit ein Grund für die Entscheidung der GIMS-Veranstalter, ein staatliches Darlehen in Höhe von 16,8 Millionen Schweizer Franken abzulehnen. Zu ungewiss die Sachlage, als dass die an das Darlehen gebundenen Bedingungen eingegangen hätten werden können. Immerhin hat eine Mehrheit potenzieller Ausstellerfirmen rückgemeldet, einer Veranstaltung im kommenden Jahr fernzubleiben. Wie zahlreiche andere große Messen in der Vergangenheit gezeigt haben, sind fehlende Zugpferde aber Gift für jede Veranstaltung.

Sand im Getriebe

Solange bei Herstellern und Dienstleistern Ebbe in den Kassen herrscht, beim Publikum wiederum Unsicherheit und mangelndes Interesse den Ton angeben, scheint es tatsächlich sinnvoller, ein weiteres Jahr auszusetzen. Die Zeit kann genutzt werden, den Stellenwert einer Veranstaltung von Grund auf zu überdenken und neu zu definieren. Nicht zuletzt bietet die Krise auch die Chance, sich neu zu orientieren und in Abstimmung mit den Ausstellern zeitgemäße Konzepte zu schaffen.

Für diesen Neustart überlegt man seitens der Stiftung Salon International de l’Automobile sogar, den Autosalon an das Genfer Messeunternehmen Palexpo zu verkaufen. Seitens der Aussteller würde eine solche Entscheidung mehrheitlich goutiert. So könnte sichergestellt werden, dass der Genfer Autosalon in Zukunft eine wichtige Veranstaltung für die Automobilindustrie bleibt, die auch für internationale Premieren genutzt wird. Bis dahin bleibt nun jedenfalls Zeit genug, nachdem feststeht, dass der nächstmögliche Autosalon erst im Jahre 2022 stattfinden wird.

Foto: GIMS Switzerland

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