So kurz war der Planungsvorlauf der Eventbranche für die Weihnachtsfeiern noch nie. Soll man im Corona-Jahr überhaupt Gäste einladen? Ganz entschieden: Ja! Doch die Optik, sagen Profis, wird sich heuer radikal ändern.

In normalen Jahren wäre schon längst gebucht worden. Doch 2020 ist eben kein Veranstaltungsjahr, wie man es in der Branche gewohnt ist. Viele Unternehmen stehen nach reihenweisen Absagen von Events gerade vor einer ungewissen Zukunft. Wirtschaftlich kann nach dem teilweisen Totalausfall der geplanten Umsätze lediglich die zweite Jahreshälfte noch etwas „retten“. Und auch wenn es abwegig erscheinen mag, sich in Zeiten wie diesen mit Weihnachtstrends zu beschäftigen: Es ist dennoch eine gute Möglichkeit, ­jenen Danke zu sagen, die es ermöglichen, auch in der Krise nicht den Mut zu verlieren: durch alternative Konzepte, durch Homeoffice-Stunden, durch Lieferdienst oder einfach durch das Verbreiten von Zuversicht.

In jedem Fall müssen jene Weihnachtsfeiern, die 2020 stattfinden, mit geringeren Ressourcen sowie einer deutlich kürzeren Planungszeit auskommen. „Die Weihnachtsangebote werden aufgrund der aktuellen Situation erst Mitte Mai final feststehen“, rechnet etwa Mohamed Thaler-Youssef (Corporate Communications Manager der Österreichischen Verkehrsbüro AG) mit deutlich kürzeren Planungsvorläufen in den historischen Event-Locations der Gruppe wie dem Palais Ferstel oder den Wiener Börsesälen.

Nicht nur aufgrund der faktischen Erschwernisse, die etwa Begehungen der geschlossenen Locations verunmöglichen, wird die Ausrichtung von Festen heuer anders ausfallen. Aber auch das kennt die Branche: Der Verzicht auf luxuriöse Feiern prägte nach der Finanzkrise 2008 den deutlich bescheideneren Auftritt. „Kreativität und Einfallsreichtum sind gefragt“, gibt Gertrude Emrich eine klare Prognose, wie dieses Jahr das Danke an Mitarbeiter und Kunden inszeniert werden kann. Für die Geschäftsführerin von Party Rent Österreich sind es vor allem drei Ausstattungstrends, die der neuen Bescheidenheit entgegenkommen: traditionell, Family Style und modern.

Stehtisch statt Tafelsilber

Dass „das skandinavische Design in Sachen Weihnachtsdeko weiter auf dem Vormarsch ist“, passt hier ins Bild. Viel Holz, Leinentischwäsche und ein Hauch von Industrial Design ersetzen in diesen Varianten alles, was nach Bling-Bling und protzigen Inszenierungen aussieht. Auch zu den großen Tafeln mit goldenen Kerzenleuchtern bietet die modernere Ausrichtung der Weihnachtsfeiern schlankere Alternativen. Etwa die Dekoration mit Tannen, Leinen und Teelichtgläsern oder – die zeitgenössische Version – ein Lounge-Konzept mit Altholz-Mobiliar. ­Enger zusammenrücken war in Zeiten von Corona ja ein wesentlicher Faktor, der nun auch gefeiert werden soll. Im skandinavisch-legeren Stil bieten sich hier Stehtischtafeln an, eingestelltes Fingerfood und Flying Buffets ersetzen kulinarisch den (ohnehin nicht von allen geliebten) Gang zum Buffet.

Ebenfalls trendy, so die Erfahrung bei Party Rent, ist die Verwendung von puristisch-modernen Weihnachtsdekorationen mit Betongefäßen. Sie passen zu den generell minimalistischeren Festen und der gedeckten Farbenwelt in Weiß-, Grau- und Brauntönen. Denn wenn es ein Motto für die „Jetzt erst recht“-Feiern im Dezember gibt, dann lautet es: Weniger ist mehr!

Neue Bescheidenheit: Fünf Feiertrends

  1. Keine Show-offs: Das bedeutet auch „Ja“ zu Entertainment, aber keine billigen Witze.
  2. Schlicht, nicht kühl: Gedeckte Farben und reduziertes, allerdings hochwertigstes Catering ist ein Gebot der Stunde!
  3. Alle rücken zusammen: Führungskräfte versammeln jene, die den Betrieb 2020 am Laufen hielten, im intimeren Rahmen als sonst: persönliche Ansprache statt Grüße quer durch die Halle per Mikro.
  4. Nachhaltig werden: Für Wegwerfartikel hat heuer niemand etwas übrig – das gilt von -einmal verwendeten Christbäumen bis zu billigen Plastik-Give-aways.
  5. Familienwerte: Homeoffice funktionierte nur mit Unterstützung, dafür sollte man danken. Plus: Auch im Design der Tafel lässt sich zeigen, dass Unternehmen mehr sind als Umsatzgemeinschaften.

Foto: GettyImages

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