STANDout ist das auf Messearchitektur und Eventausstattung spezialisierte Salzburger Tochterunternehmen von Reed Exhibitions. Geschäftsführer Gerald Klaushofer verrät im Interview, wie STANDout aus der Krise gekommen ist und auf welche Innovationen das Unternehmen setzt.

Gerald Klaushofer (links) und Bernhard Brandl leiten die Geschicke des Unternehmens gemeinsam.

Messe & Event: COVID-19 hat nahezu die gesamte Veranstaltungsindustrie lahmgelegt. Wie haben Sie die Zeit überstanden?

Gerald Klaushofer: Die Veranstaltungsindustrie war wohl eine der am stärksten betroffenen Branchen. Von einem Tag auf den anderen war alles abgesagt. In einer solchen Situation gibt es nur zwei Wege: Entweder man wirft das Handtuch, oder man erfindet sich neu. Bei Standout haben wir uns für den zweiten Weg entschieden. Wir haben die Corona-Zeit als Chance gesehen, anders und innovativ zu denken und waren damit erfolgreich. Das Ergebnis sind volle Auftragsbücher und eine Auszeichnung. Der Constantinus Award, der uns kürzlich in der Kategorie Strategisches Krisenmanagement verliehen wurde, ist eine wirklich erfreuliche Anerkennung der Leistung des gesamten Standout-Teams. Unsere Mitarbeiter sind sehr breit aufgestellt und motiviert. Gemeinsam haben wir es geschafft, die herausfordernde Situation zu nutzen und aufbauend auf den bereits vorhandenen Kompetenzen Neues zu schaffen.    

Nach der Corona-Pandemie werden viele Messen hybrid veranstaltet. Fürchten Sie nicht, dass Aussteller ganz in den digitalen Raum abwandern?

Nein, eine solche Befürchtung deckt sich nicht mit unseren Erfahrungen aus den letzten Monaten. Genau wie im privaten Bereich, wo mit den Lockerungen der Corona-Sicherheitsmaßnahmen ein sehr starkes Bedürfnis der Menschen nach echter Begegnung und persönlichem Austausch sichtbar geworden ist, ist es auch im wirtschaftlichen bzw. beruflichen Bereich. Das digitale Element hat durch die Corona-Krise, die wiederholten Lockdowns sowie die Veranstaltungsverbote sicher an Bedeutung gewonnen und wird als Ergänzung weiterhin Bestand haben. Seit Veranstaltungen aber wieder erlaubt und möglich sind, ist die rein digitale Kommunikation wieder rückläufig, rein digitale Formate sind derzeit nicht mehr gefragt – das erleben wir tagtäglich im Umgang mit unseren Kunden.

Die Zukunft liegt also ganz sicher im hybriden Messebetrieb, der die Vorteile des Live-Events mit denen der digitalen Präsentation verbindet. Ein digitaler Messestand ist nicht nur ein Backup für den Fall, dass die Veranstaltung doch nicht abgehalten werden kann. Er verlängert vielmehr die Lebensdauer einer Veranstaltung, indem er bereits im Vorfeld, insbesondere aber im Nachgang mit Information und Content bespielt werden kann. Eine Messe ist somit nicht mehr auf ein paar Tage begrenzt, sondern kann nachklingen. Der Kunde kann seine digitale Community 365 Tage im Jahr erreichen.

Die Messebranche hat den Anspruch, mit den Mitteln der Live-Kommunikation Veranstaltungen zu einem unvergesslichen Erlebnis werden zu lassen. Was heißt das für Sie als Messebauer?

Wir verstehen Messe als Zentrale der Live-Kommunikation. Mit einer Messe werden Bühnen für Produkte geschaffen – früher für ein paar Tage – jetzt, dank digitaler Unterstützung in der Präsentation und im Datenmanagement für deutlich längere Zeiträume. Als Messebauer verstehen wir uns deshalb immer mehr als ganzheitlicher Dienstleister. Wir begleiten unsere Kunden von der Konzepterstellung, über die Entwicklung eines Designs bis hin zur Ausführung bei der physischen Messe selbst. Gleichzeitig sind wir aber ganzjähriger Partner für die Präsentation von Produkten und die Kommunikation mit den Kunden. Das ermöglicht die Digitalisierung der Präsentation, zB in Form von 3D-Roomtours, 360 Grad Bildern oder Videos, die wir in enger Zusammenarbeit mit unseren Kunden erstellen. Das führt zu einer enormen Erweiterung der Nutzung der kreativen Präsentationswelten, von der Produktschau zum Event.

Welche Rolle spielt der zunehmende Einsatz digitaler Kommunikationstechnologien? Spiegelt sich das in Ihren Messestand-Baukonzepten wider?

Die Technologien und Konzepte dafür sind bereits vorhanden, aber ihr Einsatz für die breite Masse ist heute noch nicht so gefragt. Wir sind da sozusagen unserer Zeit voraus. Noch steht die Live Kommunikation im Vordergrund. Die Möglichkeiten, z.B. Virtual Reality für unsere Branche zu nutzen sind aber vielseitig und entwickeln sich rasant weiter. Wir sind vorbereitet, aber vorerst sind es noch einzelne Einsätze.  

Neben der Digitalisierung ist die Nachhaltigkeit das beherrschende Thema unserer Zeit. Wie begegnet Standout dieser Herausforderung und fordern auch Ihre Auftraggeber nachhaltiges Denken und Handeln ein?

Der voranschreitende Klimawandel und die damit verbundenen negativen Folgen für die Umwelt gehen uns alle an. Für uns alle gilt es ganz generell, den ökologischen Fußabdruck möglichst klein zu halten. Das betrifft jeden einzelnen Menschen und natürlich auch die Unternehmen. Denn Produktion, Beschaffungsprozesse, Absatz- sowie Logistikketten haben Auswirkungen auf die CO2-Bilanz. STANDout als führende Expertin in Sachen Messearchitektur, Kongresswesen, Events und Werbetechnik ist sich ihrer Verantwortung bewusst. Ökologische, nachhaltige Planung, Produktion und Montage-Logistik genießen in unserer Unternehmensgruppe Priorität – und das nicht erst seit heute. Wir haben in den vergangenen Jahren in allen Unternehmensbereichen konsequent auf die weitestmögliche Umsetzung von Green Standards hingearbeitet. Dabei legen wir unseren Fokus auf nachhaltige Energiequellen, CO2 neutralen Transport und den Einsatz von wiederverwendbaren Materialien. Gerade in der Veranstaltungsbranche, wo die Bauwerke teils kurz eingesetzt werden, ist diese Verantwortung sehr wichtig. Dafür werden wir die richtigen Konzepte, Materialien und Zertifikate liefern.

Auf welche neuen Entwicklungen muss sich die Branche einstellen bzw. reagieren?

Die größte Herausforderung ist aktuell die Kurzfristigkeit. Aufgrund der Veranstaltungsdichte und den kurzfristigen Entscheidungen der Aussteller, werden die Umsetzungszeiträume immer enger. Dazu kommt eine unstabile Lage in der Verfügbarkeit der eingesetzten Materialien und notwendigen Personalressourcen. Die Wünsche der Kunden bleiben trotzdem anspruchsvoll und interessant. So wird neben der Nachhaltigkeit künftig auch wesentlich modularer in den Bauweisen gedacht werden müssen um die Anforderungen zeitgerecht erfüllen zu können.

Über STANDout

Von der Zentrale in Salzburg und den Niederlassungen in Wien und Wels aus betreut STANDout als technischer Full Service-Dienstleister Messen, Kongresse und Events mit insgesamt 150 Mitarbeitern jährlich ca. 8.000 Kunden auf mehr als 500 Events. Bei Bedarf kommt von der Beratung über Konzeptherstellung, Design, Planung und Fertigung bis hin zum schlüsselfertigen Aufbau vor Ort alles aus einer Hand. STANDout entwickelt in 80 Prozent der Fälle auch das Design. Dahinter steht insgesamt eine imposante Betriebsleistung: In Summe werden pro Jahr 20.000 Tonnen Standbaumaterial bewegt, die einem Gesamtvolumen von 65.000 Kubikmetern oder fast 1.000 vollbeladenen LKW entsprechen, die insgesamt eine halbe Million Kilometer zurücklegen. Mit dieser Betriebsleistung erwirtschaftet STANDout im Jahr 2019 einen Gesamtumsatz von fast 40 Millionen Euro.       

Fotos: STANDout

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