Mit dem ambitionierten Duft-Instrument Smeller 2.0 gelingt es, Filmen und künstlerischen Darbietungen eine olfaktorische Note hinzuzufügen.
Fällt die Rede auf das Thema „Multimedia“, so sind damit meist visuelle und klangliche Inhalte gemeint. Nur selten wird des Tast- und Geruchssinnes des Menschen gedacht, immerhin zweier Eigenschaften, die uns seit jeher Orientierung in einer komplexen Welt ermöglichen. Zugegeben, es erweist sich als schwierig, haptische und olfaktorische Wahrnehmung mit vorgefertigten Inhalten zu adressieren, auch wenn dies immer wieder versucht worden ist. Viel mehr als Raumbedufter und ein paar zaghafte Versuche in Sachen Materialkunde sind dabei nicht herausgekommen.
Die Duftmaschine
Etwas unhandlich ist sie schon, die Duftmaschine namens „Smeller“, vor rund 25 Jahren ersonnen vom österreichischen Künstler Wolfgang Georgsdorf. Sie belegt rund 20 Quadratmeter Grundfläche und wiegt 1,5 Tonnen. Doch kleiner und leichter geht es noch nicht. Und eigentlich besteht das Wunder darin, dass die Maschine tatsächlich existiert. Ihre Entwicklung ist in Eigenregie finanziert, denn für die üblichen Geldquellen ist das Projekt wohl zu exotisch. Die derzeitige Version 2.0 ist MIDI-gesteuert und wurde 2012 erstmals im Linzer Kulturquartier vorgeführt.
Synosmie als neue Kunstform
Um die Möglichkeiten des Smeller 2.0 zu verdeutlichen, hat Wolfgang Georgsdorf gleich eine neue Kunstgattung erfunden: die Synosmie. Das ist im Grunde eine ton- und bildlose Sinfonie, die ausschließlich aus Gerüchen besteht. Gesteuert wird das Duftinstrument über einen handelsüblichen MIDI-Sequencer, auf Befehl tritt ein ganzes Arsenal an Kolben, Ventilen und Gebläsen in Kraft und verwandelt den Raum in eine Geruchsorgie nach genauer Abfolge. Bis 18. September 2016 lässt sich dies noch im Rahmen des Berliner Osmodrama Festivals bewundern.
Wird der Smeller 2.0 eine exotische Ausnahmeerscheinung bleiben? Das wäre schade, denn nachdem sich die Entwicklung der letzten Jahrzehnte auf immer raffiniertere visuelle und klangliche Darstellung konzentriert hat, scheint es hoch an der Zeit, auch die anderen menschlichen Sinnesorgane zu bedienen.
Foto: © Merle Jothe