In ungewöhnlichem Ambiente präsentiert sich eine Kunstausstellung im französischen Bordeaux. Als Kulisse der Bassins de Lumière (Lichtbecken) dient ein U-Boot-Bunker der deutschen Besatzungsmächte aus dem Zweiten Weltkrieg.

Was anfangen mit brutalistischen Kriegsbauten aus der düstersten Epoche des Zwanzigsten Jahrhunderts? In Wien kennt man die Frage nur zu gut und versucht sie allzuoft mit Flickwerk zu beantworten, wie sich anhand der gewöhnungsbedürftigen Umgestaltung des Hauses des Meeres zeigt, welches in einem ehemaligen Fliegerabwehrbunker residiert.

Sehr elegant hat man hingegen in Bordeaux versucht, den beklemmenden Mauern eines U-Boot-Bunkers neues Leben einzuhauchen, der einst als Zufluchtsort deutscher U-Boote gedient hat. Die grob geformten und 15 Meter tiefen Wasserbecken durften ihre Form behalten, dienen nun aber als Kulisse für eine Ausstellung, in deren Rahmen Kunstwerke von Paul Klee, Egon Schiele oder Gustav Klimt an die Wände und auf die Wasseroberfläche projiziert werden. Der Kriegsbau verschmilzt auf diese Weise mit den schillernden Gemälden und verleiht ihnen eine einzigartige Atmosphäre.

Kunst als Multimediaspektakel

Für gewöhnlich sind Kunstgemälde im seriösen Umfeld von Museen zu sehen. Mit dem beabsichtigten Stilbruch und entsprechendem technischem Aufwand könnte neues Publikum erschlossen werden. So in etwa dürften die Gedanken der Organisatoren von Culturespaces gelautet haben, einer privaten Vereinigung, die in öffentlichem Auftrag einige Kunstausstellungen und Museen in Frankreich betreibt. Und zwar mit beachtlichem Erfolg, weshalb Culturespaces plant, die Aktivitäten global auszuweiten.

Eine Spezialität der Organisatoren liegt darin, geschichtsträchtige Örtlichkeiten in einen kulturellen Kontext zu stellen, und auf derlei Weise verschiedene Ebenen der Geschichte miteinander zu verbinden. Die Idee kommt gut an, und mit 11.000 m² Projektionsfläche sind die Bassins de Lumière die bislang größte Umsetzung dieses Konzepts, das Architektur, Geschichte, Musik und Visuals miteinander verbindet. In Bordeaux beeindruckt die schiere Dimension der Ausstellung, die trotzdem nie Gefahr läuft, den Kunstgenuss zu trivialisieren.

Dauerschau mit Wienbezug

Dass mit Egon Schiele und Gustav Klimt gleich zwei Künstler der Wiener Secession vertreten sind, und auch der musikalische Hintergrund eine gewisse Affinität zu Wien erkennen lässt, mag Zufall sein. Es passt aber gut. Gerade die Goldtöne und schillernden Farben bilden einen faszinierenden Kontrast zu den kahlen Betonmauern, die den 40.000 m² großen U-Boot-Bunker formen. Das Licht der Projektionen spiegelt sich im Wasser und erzeugt räumliche Weite, während die Ausstellungsbesucher durch das Gebäude wandern.

Je nach Programm dauert die Multimedia-Schau bis zu 45 Minuten, zwischendurch wird gleichsam als Verweis auf die ursprüngliche Widmung des Geländes das Bild eines U-Bootes gezeigt. Ein wahrhaft immersives Erlebnis, das die Besucher froh sein lässt, dass der Bunker wie viele ähnliche Bauwerke erhalten geblieben ist, weil er seiner überaus massiven Bauweise wegen kaum zu beseitigen gewesen wäre. Nach Phasen der Zwischennutzung scheint er nun seine Bestimmung im 21. Jahrhundert gefunden zu haben: als dramatischer Austragungsort einer permanenten Kunstausstellung.

Foto: Culturespaces Anaka

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