Am Wochenende des 4. und 5. Mai 2024 findet die heurige Ausgabe der Oldtimer Messe Tulln statt.

Der Wonnemonat Mai markiert in unseren Breiten nicht nur den Beginn der Gartensaison, sondern sendet auch das Startsignal an zahlreiche Liebhaber alter Fahrzeuge, ihre rollenden Schätze aus den Garagen und Scheunen zu holen. Dem tragen die Veranstalter großer Oldtimermessen Rechnung und laden zum Besuch.

In Tulln findet seit 35 Jahren die größte derartige Messe in Österreich statt, wobei der Zulauf weitgehend stabil ist. Etwa 750 Anbieter haben sich laut Angaben des Veranstalters  angemeldet, gerechnet wird mit 30 000 Besuchern. Wegen der Größe der ausgestellten Objekte sind sämtliche Hallen des Tullner Messegeländes belegt, als Zusatzfläche dient das Freigelände.

Vom Fortbewegungsmittel zum Kulturgut

Der gesellschaftliche Konsens, Fahrzeuge ab einem bestimmten Alter als erhaltenswertes Kulturgut anzusehen, ist noch nicht besonders alt. Erst in den 1980er Jahren sorgten entsprechende Fachmedien und Veranstaltungen dafür, dass auch Außenstehenden die neue Befindlichkeit nahegebracht werden konnte. Menschen, die sich mit alten Gefährten befassten, hatte es auch zuvor schon gegeben, galten aber eher als exzentrische Sonderlinge. Just am Übergang von der Aufbau- zur Wohlstandsgesellschaft war es also Zeit für ein neues Hobby: die Oldtimerszene war geboren.

Und da sie von Jahr zu Jahr wuchs und vornehmlich Sympathie in der Bevölkerung hervorrief, dazu noch einen neuen Wirtschaftszweig verhieß, entstand bald ein juristisches Regelwerk, welches Oldtimer als eigene Fahrzeugkategorie führt. Solche Autos und Motorräder kommen in den Genuss einiger Vorteile, zumal sie nicht mehr primär als Fortbewegungsmittel dienen, sondern als rollende Zeitzeugen. Dies muss natürlich in geeigneter Form belegt werden, zudem werden Oldtimer auf ihre Nähe zum Originalzustand hin überprüft.

Demografischer Wandel

In den letzten Jahren hat sich der Blick auf den Individualverkehr maßgeblich gewandelt. Dazu kommt, dass das Oldtimer-Hobby von Überalterung bedroht ist. Besonders alte Fahrzeuge, die noch aus den Anfängen des automobilen Zeitalters stammen, sind schon heute weniger gefragt, da es kaum noch Menschen gibt, die einen Bezug zu ihnen herstellen können. Sehr beliebt hingegen Gefährte aus den  1960er bis 1980er Jahren, dienen sie doch der Boomergeneration oft als Zeitreise in die eigene Jugend. Dieser Trend dürfte eine Weile anhalten, zumal auch in Werbung und Popmusik immer wieder Oldtimer als Boten der Coolness auftauchen.

Was danach kommt, ist unklar. Für jüngere Menschen sind Autos mehrheitlich keine Freiheitssymbole mehr. Dazu kommt, dass die Begeisterung für alte Technik heute viel breiter gestreut ist. Insbesondere Spielekonsolen und PCs aus dem vergangenen Jahrtausend bekommen wachsenden Zuspruch, und diese sind bei ähnlichem Spaßfaktor nicht nur wesentlich kostengünstiger, sondern auch platzsparender und leichter zu reparieren. Um nicht zum reinen Altherrenhobby zu werden, versucht sich die Oldtimerbranche derzeit an einem Schulterschluss mit der Autotuner-Szene. So lanciert auch die Oldtimer Messe Tulln erstmals eine „Custom Car Show“. Ob dies der Weisheit letzter Schluss ist? Die kommenden Jahre werden es zeigen.

Foto: Robert Heininger

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