Es ist die Branche, die uns und unseren Gästen im Land jene Momente beschert, die nachhaltig im Gedächtnis bleiben. Ihre Eventkonzepte werden daher nur allzu gern medial vor den Vorhang geholt. Die Macher selbst bleiben jedoch meist im Hintergund. Als Wirtschaftsfaktor ist die österreichische Eventbranche daher in den Köpfen der Menschen kaum präsent. Erik Kastner (rechts im Bild), der neue Branchensprecher des eventnet Österreich in der WKO, und sein Stellvertreter Gert Zaunbauer wollen das jetzt ändern. Dazu haben sie eine Aktualisierung der Wertschöpfungsstudie von 2012 in Auftrag gegeben. Die Zahlen wurden jetzt präsentiert.
Tu Gutes und rede darüber – in der Wirtschaft am besten anhand positiver Zahlen. Das gilt auch für die rot-weiß-rote Eventbranche. Die Studie, welche die Wertschöpfung dieses Bereichs untersucht hat, liegt allerdings rund fünf Jahre zurück. Im Management Club Österreich wurde am 6. Dezember 2017 das aktualisierte Follow-up präsentiert. Erneut hat sich das Institut für Höhere Studien (IHS) aufgemacht und die Wertschöpfung der Eventbranche erhoben. Dazu wurden 500 Unternehmen, 146 Gemeinden und öffentliche Einrichtungen sowie 197 Eventagenturen befragt. Diese Ergebnisse wurden anschließend hochgerechnet.
2,9 Prozent der heimischen Wirtschaftsleistung
Das Ergebnis ist für die Auftraggeber der Untersuchung mehr als erfreulich, übertrifft es doch die Zahlen aus der Studie im Jahr 2012. Die Datenbasis dafür lieferten Zahlen aus dem Jahr 2010. In der aktuellen Studie beziehen sich die Ergebnisse auf das Jahr 2015. Dabei zeigt sich ein erfreuliches Bild. Die durch österreichische Events erwirtschaftete Bruttowertschöpfung liegt bei 8,9 Milliarden Euro. 2012 waren es „nur“ 7,3 Milliarden Euro. Projektleiter Alexander Schnabl (IHS) analysiert: „Im Rahmen der vielfältigen Veranstaltungen, die in Österreich jedes Jahr stattfinden, und mit den vielen Vorleistungsbetrieben im Hintergrund werden 2,9 Prozent der österreichischen Bruttowertschöpfung erwirtschaftet. Auch die öffentliche Hand profitiert: Denn sie erhält Steuern und Abgaben in Höhe von etwa 3,5 Milliarden Euro pro Jahr.“ Außerdem wurden so laut den Studienautoren alleine im Inland 140.000 Arbeitsplätze gesichert. „Das freut mich besonders, da ja in unserer Branche 90 Prozent Einzel- und Kleinunternehmen mit zwei bis drei Personen tätig sind“, sagt Erik Kastner.
Wichtig für Tourismusdestination Österreich
Die Studie listet außerdem auf, dass im Jahr 2015 insgesamt rund 8,5 Milliarden Euro im Zusammenhang mit Veranstaltungen in Österreich ausgegeben wurden. Das Geld floss demnach sowohl in die Dienste von Eventagenturen und Veranstaltern als auch in Events, die Unternehmen oder öffentliche Einrichtungen selbst organisiert haben. Hinzu kamen laut Studie Ausgaben von Touristen, die während ihres Urlaubs in Österreich Veranstaltungen besucht haben und dabei im Wert von rund 2,1 Milliarden Euro (für Transport, Beherbergung etc.) konsumiert haben. Für Erik Kastner steht fest: „Eine funktionierende, professionelle Veranstaltungsbranche ist ein wesentlicher Faktor für die Tourismusdestination Österreich. Denken Sie nur an großartige heimische Events, wie etwa den Opernball, das Hahnenkamm-Rennen, die Salzburger Festspiele oder den Life Ball, mit denen wir auch international Jahr für Jahr punkten.“
Image weiter aufwerten
Bleibt freilich zum Schluss die Frage, warum die Eventbranche in Österreich derzeit in der Öffentlichkeit kaum als wichtiger Wirtschaftsfaktor wahrgenommen wird. Für Gert Zaunbauer liegt die Antwort auf der Hand: „Weil wir eine sehr junge Branche sind. In Wahrheit hat die Eventszene in Österreich erst in den 1990er-Jahren ihren Anfang genommen. Damals waren das alles noch ambitionierte ,Festelmacher‘. Heute wird die Branche immer professioneller und es gibt entsprechende Lehrgänge und sogar Studienangebote etwa an Fachhochschulen. Am Image in der Öffentlichkeit wollen wir jedenfalls in Zukunft verstärkt arbeiten und die heimischen Eventprofis entsprechend positionieren.
Was nicht allzu schwer fallen dürfte. Denn über die Kreativität und die Leistungen der österreischen Eventszene konnte man sich bereits wenige Stunden später beim 21. Austrian Event Award im Linzer Design Center überzeugen. Erneut ist es Veranstalter Walter Ilk gelungen, das Who’s who der Branche in der oberösterreichischen Landeshauptstadt zu versammeln.
Als Mitglied der Jury kann ich das hohe Niveau der heurigen Einreichungen nur bestätigen. Die Liste mit allen Preisträgern gibt es übrigens im Messe & Event, Ausgabe 6/2017. Die spannendsten Einreichungen werden wir wie gewohnt in den nächsten Monaten laufend im Magazin vorstellen.
An dieser Stelle nochmals Gratulation allen Preisträgerinnen und Preisträgern sowie einer starken Eventbranche „Made in Austria“.
Die aktuelle eventnet Österreich-Studie zum Download gibt es hier.
Foto/Grafik: © Christian Mikes, eventnet Österreich