Das Schweizer Yehudi Menuhin-Festival wandelt auch abseits der Aufführungen auf den Pfaden der  Nachhaltigkeit, ganz im Sinne des Namensgebers.

Yehudi Menuhin kennen Musikbegeisterte als begnadeten Geigenvirtuosen und Dirigenten. Weniger bekannt ist sein Hang zur Philosophie, und darin insbesondere dem gelebten Humanismus. Dabei ist es gerade diese Eigenschaft, die zur Geburt des Menuhin-Festivals im Schweizer Saanenland geführt hat. Von jeher wollte Meister Menuhin sich nicht damit begnügen, selbst im Rampenlicht zu stehen, sondern sein Wissen und Können an andere, meist jüngere, Menschen weitergeben. Dazu sollte das 1957 gegründete Festival inmitten der Schweizer Bergwelt dienen, auf dem neben etablierten Kunstschaffenden der Nachwuchs eine Chance bekam, sich der interessierten Öffentlichkeit zu präsentieren. Im Laufe der Jahrzehnte hat sich das Festival als Fixpunkt der Klassikbegeisterten etabliert, die jeden Sommer nach Gstaad kommen, um neue Talente kennenzulernen.

Nachdenken und Vordenken

Die Neugierde, Offenheit und Empathie Yehudi Menuhins mag mit seiner Biografie zusammenhängen. 1916 als Sohn jüdisch-russischer Einwanderer in den USA geboren, wächst er im umtriebigen San Francisco auf und nimmt dort alle erdenklichen Einflüsse auf, die ihn zum Kosmopoliten reifen lassen. Schon als Kind lässt Menuhin erstaunliches Talent im Umgang mit der Violine erkennen. Bald wird er als Wunderkind tituliert und zu Plattenaufnahmen und zu Konzerten in Europa eingeladen. Am 12. April 1929 tritt der dreizehnjährige Yehudi Menuhin in Berlin auf und lernt dort den legendären Physiker Albert Einstein kennen. Die beiden verstehen sich prächtig, und der junge Menuhin entdeckt seine Liebe zu Europa, insbesondere zur Schweiz. Diese soll für Menuhins Leben prägend bleiben. Insbesondere das idyllische Saanenland hat es ihm angetan, er kehrt immer wieder zurück und wird 1970 schließlich zum Ehrenbürger ernannt.

Mission Menuhin

Als weltweit etablierte Veranstaltung hat das Yehudi Menuhin-Festival, das jedes Jahr im Sommer von Mitte Juli bis September stattfindet und seit 2002 von Christoph Müller geleitet wird, eine gewisse Verantwortung. Ganz im Sinne des 1999 verstorbenen Gründers will man mit der Zeit gehen und das Festival nach ökologieverträglichen Konzepten optimieren. Menuhin selbst ist der Einklang mit der Natur schließlich ein besonderes Anliegen gewesen. Seit diesem Jahr arbeitet das Yehudi Menuhin-Festival mit Schweizer Startups und NGOs wie 42Hacks und der Initiative My Blue Planet zusammen, um die Veranstaltung auf maximale Umweltverträglichkeit zu trimmen, ohne das Besuchserlebnis zu beeinträchtigen. Eine große Herausforderung, deren erstes Ergebnis bereits vorliegt: die Geschäftsstelle des Festivals wird nur noch mit Ökostrom betrieben. 

Stichwort Wandel

Darüber hinaus soll auch das Publikum für die Agenda sensibilisiert werden. So zeigt die Konzertreihe „Music for the Planet“ der Geigenspielerin Patricia Kopatchinskaja, dass schon klassische Komponisten sich in ihren Werken mit dem Schutz der Natur auseinandergesetzt haben. Das gesamte Programm für die kommenden drei Jahre steht überdies unter dem Motto „Wandel“. Im dreiteiligen Zyklus nimmt die heurige Ausgabe das Thema „Demut“ ein, das Christoph Müller als künstlerischer Leiter in seinem Vorwort wie folgt beschreibt: „Um den richtigen Blick zu bekommen, ist weit mehr als die eigene Sicht notwendig. Viel gehört dazu, Demut ist nötig, Offenheit und auch Mut.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.

Das diesjährige Yehudi Menuhin-Festival findet noch bis 2. September statt.  

Foto: Julia Wesely

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