Bis 29. Mai ist im Kunsthaus Wien die Ausstellung „Mining Photography“ zu sehen, die sich mit den wirtschaftlichen und ökologischen Hintergründen der Fotografie auseinandersetzt.

Die Entwicklung der modernen Fotografie geht auf erste Erfolge im frühen 19. Jahrhundert zurück, Lichtwellen mittels einer Kameralinse auf einer lichtempfindlichen Beschichtung einzufangen und anschließend auf einem Trägermedium auszugeben. Dabei kommen einige giftige Chemikalien zum Einsatz, wie es nicht untypisch ist für eine Erfindung aus der Blüte der Industrialisierung. Die frühen Fotografen kümmerten sich wenig darum, zumal das Fotografieren zunächst auf eine gesellschaftliche Nische beschränkt blieb und angesichts schädlicher Rauchwolken aus den Fabriksschloten kaum ins Gewicht fiel. Erst zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts hatte Fotografie massenhafte Verbreitung erlangt, zugleich hatte es aber maßgebliche technische Verbesserungen gegeben, die das Fotografieren bequemer und verträglicher machten. Massenhafte Verbreitung erfolgte aber erst mit Einführung handlicher Kleinbildkameras, die sich auf Kosten der Bildqualität überallhin mitnehmen ließen. Der endgültigen Durchbruch zum Massenphänomen gelang der Fotografie mit den Digitalkameras, die in den 1990er Jahren auftauchten und ihre gegenwärtige Entsprechung in den Smartphone-Cams finden.

Wirtschaftswachstum und Ökologie

Wie rasch die Entwicklung der Fotografie hin zum Massenmedium erfolgt ist, vermag man an der Tatsache zu ermessen, dass noch in der Zeit des Wirtschaftswunders eine Fotokamera als Luxusgut galt, für dessen Erwerb es eisern zu sparen galt. Die deutsche Fachmesse Photokina nahm ihre Arbeit auf und erfreute sich zunächst ständig wachsender Besucherzahlen. Das Beispiel Photokina veranschaulicht eindrücklich, wie rasch die Entwicklung mittlerweile voranschreitet: 2018 hat die einstige Leitmesse zum letzten Mal stattgefunden und ist danach ersatzlos eingestellt worden. Offizielle Begründung der Veranstalter: der Markt für Fotografie ändere sich zu schnell, als dass eine Fachmesse diesen noch abbilden könnte. Eine verständliche Argumentation, zumal immer neue und schnellere Möglichkeiten gefunden werden, Fotomaterial zu verbreiten, durchaus unter Inkaufnahme potenzieller Überforderung der Rezipientenschaft. Ganz zu schweigen von den zahlreichen Möglichkeiten, Fotos zu manipulieren und sie somit ihres Echtheitsgehalts zu berauben. Einen bislang wenig beachteten Blick auf die ökologischen Rahmenbedingungen der Fotografie ermöglicht derzeit die Ausstellung „Mining Photography“ im Kunsthaus Wien.

Ganzheitlicher Blick

Die Ausstellung nimmt dabei die nötigen Materialien unter die Lupe, die im Gestehungsprozess einer Fotografie zum Einsatz kommen. Woher kommen sie, wie schädlich sind sie, unter welchen Bedingungen werden sie hergestellt? Fragen, die von der Fotoindustrie kaum jemals beantwortet werden. Waren es in der analogen Fotografie noch Salz, Silber und Kupfer, die im Entwicklungsprozess zum Einsatz kamen, sind es heute die Materialien Koltan, Kobalt und Seltene Erden, die in großer Menge für die Produktion der meist kurzlebigen Kamera- und Ausgabegeräte verwendet werden. Ganz zu schweigen von den unzähligen Serverfarmen, die einzig der Verbreitung der Fotografien im World Wide Web dienen. Wenn „Mining Photography“ eines zeigt, dann, wie hoch die globale ökologische Belastung alleine durch das Medium Fotografie mittlerweile geworden ist. Als mahnendes Gewissen will Kuratorin Esther Ruelfs ihre Ausstellung dennoch nicht verstanden wissen, vielmehr als Denkanstoß über unser aller Konsumverhalten in einer globalisierten Welt.

Foto: eSeL.at Joanna Pianka

Share This