Im Ringen um coronakompatible Veranstaltungskonzepte zieht es viele Veranstalter in die unendlichen Weiten des WWWs. Nun hat auch die DIY-Messereihe Makerfaire ein derartiges Event über die Bühne gebracht.
In den letzten Jahren ist es den Veranstaltern der global abgehaltenen Makerfaires gelungen, der Öffentlichkeit ihr Konzept nahezubringen. Es geht um Geschicklichkeit, spielerisches Ausprobieren, Erwerb handwerklicher Fähigkeiten und Medienkompetenz. Eine Ausrichtung, die sich mittlerweile breiten Zuspruchs und sogar staatlicher Unterstützung erfreut, die aber auch vom direkten Erleben profitiert. Solch eine Veranstaltung zu virtualisieren, sprich in das World Wide Web zu verlagern, kann nur in einem Kompromiss enden und ist daher eher Reaktion auf die aktuelle Notlage als freiwilliges Experimentieren.
Nachdem eine ganze Reihe von Makerfaires abgesagt werden musste, unter anderem auch die Makerfaire Vienna, folgte nun also die Probe aufs Exempel. Am 23. Mai 2020 hielt das US-Team der Makerfaire eine virtuelle Veranstaltung ab, die genau 24 Stunden lang dauerte und Makers aus aller Welt ermöglichte, ihre Projekte vorzustellen.
Einfach und billig
Virtuelle Lösungen stehen nicht zu Unrecht im Rufe, rasch erstellte Notlösungen zu sein, die einfach und billig umzusetzen sind, aber unter dem drögen Charme öde wirkender Visualisierung und technischer Unzulänglichkeiten stehen. Ein Eindruck, dessen man sich angesichts sintflutartig herniederbrechender Videokonferenzen nicht erwehren kann. Doch schließlich steht einer Makerfaire die Ästhetik des Selbstgefertigten und Improvisierten gar nicht schlecht, und insbesondere jüngere DIY-Enthusiasten fremdeln keineswegs mit der Webästhetik. Schließlich tummeln sie sich auch sonst auf Internetplattformen, die Bauanleitungen und Diskussionsforen anbieten.
Und so ging es bei der ersten virtuellen Makerfaire gar nicht so sehr darum, eine Live-Makerfaire zu ersetzen, sondern gemeinsam den Status Quo der Veranstaltungsszene zu erörtern und Ideen einzubringen, wie sich die Makerfaires in Zukunft gestalten ließen. Eine völlige Abkehr vom bisherigen Konzept will im Grunde niemand, dazu leben die Makerfaires viel zu sehr vom persönlichen Gespräch und dem Ambiente.
Auf dem Boden bleiben
So sehr sich die virtuelle Welt als Aushilfslösung andienen mag, ihr fehlt einfach das Persönliche. In den Diskussionspanels der virtuellen Makerfaire ging es daher primär um Tätigkeiten im realen Leben. Hier haben Makers einiges vorzuweisen, etwa den raschen und unbürokratischen Bau von Schutzmasken und Beatmungsgeräten, der gut dokumentiert im Netz vorliegt und sicherlich dazu beigetragen hat, den DIY-Gedanken breiteren Publikumsschichten nahezubringen.
Diesen Bonus auszubauen ist erklärtes Ziel der Maker-Community, hilft es doch dabei, das nerdige Image zu egalisieren. Würden mehr Menschen über DIY-Fähigkeiten verfügen, so der Tenor, könnte eine Krise einiges an Schrecken verlieren. So lässt sich denn festhalten, dass die virtuelle Makerfaire eher PR-Event war als ernsthafter Versuch, das Live-Konzept der Makerfaires in Frage zu stellen. Gleichwohl dürften die Onlinekanäle in Zukunft eine größere Rolle spielen als bisher.
Foto: Makerfaire