Längere Nutzungsdauer und Kreislaufwirtschaft gelten als probate Lösungsansätze gegen die Ressourcenverschwendung. Eine Ausstellung am Museum der Angewandten Kunst zeigt konkrete Wege dorthin.
„Critical Consumption“ nennt sich die Ausstellung im Wiener MAK, die noch bis 8. September 2024 zu erleben ist. Anhand typischer Wegwerfprodukte und gewitzter interaktiver Installationen offenbart sich Besuchern, wie einfach es sein kann, sich vom Kauf sinnloser Produkte zu verabschieden. Besonders anfällig für vergänglichen Glanz ist die Welt der Mode. Unter welch grimmigen Bedingungen so manche Textilware entsteht, darf zwar mittlerweile als bekannt vorausgesetzt werden. Dennoch sorgen meist nur besondes tragische Ereignisse wie der Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch für etwas mehr Bewusstsein der Konsumentenschaft. „Critical Consumption“ versucht, das Thema dauerhaft zu etablieren.
Von Tieren lernen
Ein Blick in die Tierwelt offenbart, wie unsinnig es ist, die eigenen Ressourcen mutwillig zu zerstören. So patrouilliert der Große Ameisenbär zwar in regelmäßigen Zeitabständen die Horte seiner Nahrung, die aus Termiten und Ameisen besteht. Niemals entnimmt er einem Ameisenbau aber mehr Tiere, als einer Regeneration deren Bestandes im Wege stünde. Der Ameisenbär weiß: schlägt er sich im Konsumrausch den Bauch mit einem ganzen Ameisenvolk voll, so wird er bald nichts mehr zu fressen haben. Eine simple Erkenntnis, die Menschen in der globalisierten Konsumwelt verlorengegangen ist, zumal auch die Gestehungsprozesse längst kostenoptimierten Strukturen rund um die Welt folgen. Für Konsumenten ist dies nicht leicht zu durchschauen, auch wenn es mittlerweile international anerkannte Gütesiegel wie das GOTS-Zertifikat gibt, die für Erkenntnis sorgen.
Verantwortung wagen
Probleme sind dazu da, gelöst zu werden. In der Industrie hat sich Michael Braungarts Cradle-to-Cradle-Konzept etablieren können, das versucht, Rohmaterial in ewigem Umlauf zu halten und Abfall zu miniminieren. Die Modewelt kennt als einen ihrer diesbezüglichen Vorreiter den niederländischen Modeschöpfer Ronald van der Kemp. Er hat es geschafft, aus vorhandenen und wiederverwerteten Textilien exklusive Kreationen zu gestalten, die auf jedem Laufsteg der Welt brillieren können. Derzeit zu erleben übrigens auf der Pariser Haute Couture Fashion Week. Wer so tief nun auch wieder nicht in die Materie vordringen will, findet in der MAK-Ausstellung „Critical Consumption“ freudvolle Handreichungen und Inspiration für einen neuen, bewussteren Lebensstil.
Foto: Georg Mayer