Leistungsfähige Chatbots breiten sich immer weiter im Alltag aus. Mit GPTRadio steht ein virtueller Radio-Moderator bereit, der seiner menschlichen Kollegenschaft schon sehr ähnlich wird.

Kein Tag vergeht, ohne dass sensationelle Meldungen aus der Welt Künstlicher Intelligenz durch die mediale Welt gejagt würden. Dabei kann niemand wirklich einschätzen, was sich mit lernfähiger Software alles anstellen lässt, und welche Auswirkungen dies auf unser aller Leben haben wird. Das wissen nicht einmal deren Schöpfer selbst.

Dennoch kursieren bereits Spekulationen darüber, wie KI einen neuen Automatisierungsschub auslösen könnte, der diesmal aber auch höherqualifizierte Tätigkeiten betreffen würde. Im Zentrum solcher Überlegungen stehen dabei quantifizierbare Einheiten wie Wirtschaftlichkeit und Effizienzgewinn. Hier kann KI natürlich voll punkten. Wie es um Interaktion mit und Einfluss auf die Gesellschaft bestellt ist, lässt sich allenfalls vermuten. Praktische Anwendungen werden dazu Erkenntnisse liefern.

Medialer Wandel

Als Trevor Horn und Geoff Downes 1979 mit ihrem kurzlebigen Projekt Buggles den unsterblichen Welthit „Video killed the Radio Star“ veröffentlichten, lag dem Songtitel noch ein wehmütiger Abgesang an die Tradition berühmter Radiomoderatoren zugrunde. Diese würden wohl bald von TV und Video verdrängt werden, so die Schlussfolgerung. Pikanterweise sollte das nachträglich produzierte Video zum Song der erste Clip sein, den der damals neue Sender MTV ausstrahlte.

Wie die Geschichte gezeigt hat, sind Radiomoderatoren keineswegs verschwunden, obwohl Video tatsächlich den prognostizierten Siegeszug um die Welt angetreten hat. Im Gegenteil: dank unzähliger Podcasts ist die inhaltliche Vielfalt größer als je zuvor, zumal die technischen Voraussetzungen keine Hürde mehr darstellen. Mit dem Einsatz von virtuellen „Radiostars“ sieht das Ganze nun anders aus. Es geht gar nicht mehr darum, das Radio als Medium zu ersetzen, sondern vielmehr die Moderatoren durch Software.

Realität und Trugbild

An dieser Stelle betritt nun RadioGPT die Bühne, eine Variation der bekannte KI-Software ChatGPT, die vom US-Unternehmen Futuri Media unter Einbeziehung eigener Content-Software auf die Bedürfnisse von Radiosendern hin optimiert wurde. Wie dieser Art von Software zueigen, lassen sich viele Parameter auf die Hörerschaft personalisieren. Dazu analysiert RadioGPT in Echtzeit eine Fülle von Daten und berechnet daraus einen Mix aus Themen und Musik, wobei die Moderatorstimmen synthetisch erzeugt werden.

Im Grunde eine typische Big Data-Anwendung, die nur funktioniert, wenn genügend Basisdaten zur Verfügung stehen. RadioGPT steht in lokalisierten Varianten zur Verfügung, und zu den ersten deutschsprachigen Sendern, die einen Testlauf gestartet haben, zählt der deutsche Radiosender bigFM. Auf bigGPT, so der Name des neuen Webradios, präsentiert die virtuelle Moderatorin bigLayla ein Programm, das sich aus aktuellen Trends im WWW speist und somit eher auf junge Hörerschaft abzielt. Sollte der Versuch erfolgreich sein, lässt sich vermutlich auch Anspruchsvolleres generieren, denn KI-Software wird bekanntlich immer leistungsfähiger.

Foto: Audiotainment Südwest

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