Mit 220.000 Besuchern und 1.133 Ausstellern hat die diesjährige Intermot ein neues Rekordergebnis erzielt. Motorisierte Zweiräder scheinen so gefragt wie lange nicht mehr.
Seit die ursprünglich in München beheimatete Motorrad-Fachmesse Intermot vor zehn Jahren zur Koelnmesse gewandert ist, hat das Leitthema „Motorrad und -roller“ noch nie so viele begeisterte Anhänger gefunden wie dieses Jahr. Das mag zum einen daran liegen, dass eine neue Generation im Begriff ist, die Zweirad-Faszination zu entdecken, zum anderen aber sicherlich auch am neuen Ausstellungskonzept, das Fahrräder mit elektrischem Antrieb und Quad Bikes integriert. Im Mittelpunkt der diesjährigen Intermot, sozusagen als „Show in Show“: Customizing, also im Grunde das, was man früher „Frisieren“, später dann „Tunen“ genannt hat.
Motorradfahren als Lifestyle
Das motorisierte Zweirad hat im Laufe der letzten 70 Jahre eine beachtliche Entwicklung durchlaufen. Zu Wirtschaftswunderzeiten als schnödes Nutzfahrzeug gedacht für alle, die sich kein Auto leisten konnten, avancierte das Motorrad schon in den 1950er-Jahren zum jugendlich-sportlichen Fortbewegungsmittel mit Außenseiter-Image, befeuert durch Filme wie „The Wild One“ mit Marlon Brando. Verstärkung erhielt die Symbolik mit dem Kultfilm „Easy Rider“ in den 1960er/70ern, einem Zeitraum, in dem auch die ersten japanischen Hersteller auf die europäischen Märkte drängten und Traditionsmarken aus Italien, Deutschland und England schlaflose Nächte bereiteten.
Weg vom Biker-Image
Eine Zeitlang galten Motorräder eher als teures Hobby älterer finanzkräftiger Herrschaften, bis das Zweiradfahren auch bei jüngeren Käufern wieder an Bedeutung gewonnen hat. Kurioserweise wurde dadurch eine regelrechte Retro-Welle ausgelöst, wie man sie vom Automobil und Einrichtungsgegenständen her kennt. Ein Motorrad- oder -roller kann gar nicht alt genug aussehen, so scheint es auf den ersten Blick. Den Herstellern ist dieser Trend natürlich recht, können sie so doch auf eine gewohnte Formen- und Farbensprache zurückgreifen. Mit dem alten Outlaw-Biker-Image hat das indes wenig zu tun, vielmehr geht es heute darum, in einer kompetitiven und schnelllebigen Welt ein Zeichen zu setzen. Dem begegnen zahlreiche Firmen mit fertigen Customizing-Angeboten.
Megatrend E-Antrieb
Seit E-Bikes und Pedelecs das Fahrradfahren elektrifiziert haben, ist ein Run auf Elektromotoren zu verzeichnen. Auch bei Rollern hat sich der E-Motor durchsetzen können, beim Motorrad tut er sich hingegen schwer, selbst wenn Harley-Davidson, Inbegriff traditionellen Motorradbaus, schon einen Prototypen mit elektrischem Antrieb vorgestellt hat. Jugendlichen Stadtbewohnern wird gerne nachgesagt, aus ökologischen Gründen Elektroantriebe zu favorisieren, sodass vielleicht in einigen Jahren Retro-Bikes mit E-Motoren an den Start gehen. Anhaltspunkte zu dieser Theorie wird die nächste Intermot liefern, die in zwei Jahren stattfinden wird, und zwar von 3. bis 7. Oktober 2018.
Foto: Koelnmesse GmbH