Für die kommenden zehn Jahre scheint der Verbleib der IFA in Berlin gesichert. Mit neuen Partnern soll die traditionsreiche Messe zeitgemäß ausgerichtet werden.
Imposante Sendeanlagen in Form eines Turmes finden sich in jeder größeren Stadt. Einst galten sie als zukunftsweisende Symbole einer modernen Gesellschaft, heute stehen viele davon unter Denkmalschutz. So auch der Funkturm am Rande des Berliner Messegeländes, der längst seines ursprünglichen Zweckes beraubt ist, Radio- und Fernsehsignale auszustrahlen. Eben dieser Funkturm und die ihm eigene Symbolik hat der Internationalen Funkausstellung Berlin seit nahezu 100 Jahren eine geeignete Kulisse geboten, auch wenn die Messe sich seit geraumer Zeit nur noch IFA nennt, und die thematische Ausrichtung kaum noch etwas mit den Ursprüngen zu tun hat. Nach langen Diskussionen über das künftige Schicksal der IFA steht nun fest: bis 2032 wird sie in Berlin stattfinden. Spätestens dann wird man angesichts der atemberaubenden Geschwindigkeit technischer und gesellschaftlicher Entwicklung ohnehin eine neue Standortbestimmung vornehmen müssen.
Vom Mythos in die Banalität
Als die Berliner Funkausstellung ihren Betrieb aufgenommen hat, sind elektrischer Strom und von diesem angetriebene Gerätschaften noch mit dem Nimbus unbedingten Fortschritts behaftet gewesen. Insbesondere der sagenumwobene Äther, also jener vermeintlich leere Raum, durch den sich die Signale bewegten, sorgte für zahlreiche Mythen. Das änderte sich rasch, als Radioempfänger weite Verbreitung fanden. Auf der Funkausstellung 1933 wurde der legendäre Volksempfänger vorgestellt, der dem Radio endgültig den Weg in die Haushalte bereiten sollte. 10 Jahre später kamen Fernseher und Tonbandgeräte hinzu und legten den Grundstein für die Medienlandschaft kommender Jahrzehnte. Es war dies noch die Zeit uneingeschränkter Technikgläubigkeit, wie sich aus den frenetischen Berichten zeitgenössischer Medien ablesen lässt. Im Grunde reichte dieses Fundament aus, um die Funkausstellung jahrzehntelang unverändert zu lassen.
Alles wird zum Computer
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts hatte sich schließlich derart viel verändert, dass auch die Funkausstellung drohte, den Anschluss zu verlieren. In hektischen Anpassungsversuchen sollte die Messe zunächst IFA heißen und dann sukzessive den Trends folgen, die für die gesamte Wirtschaft zum Grundpfeiler wurden: allumfassende Digitalisierung und Vernetzung von Menschen und Geräten. So ist die IFA in ihrer heutigen Form eine Messe, auf der alles gezeigt werden kann, was peripher mit Unterhaltungselektronik zu tun hat. Dass dazu längst auch Haushaltsgeräte und Fahrzeuge gehören, ist Chance und Herausforderung zugleich. Nach der Komplettabsage der Veranstaltung 2021 hat die IFA heuer wieder stattfinden können, mit durchaus respektablem Erfolg. Dennoch soll die IFA künftig nicht mehr von der Messe Berlin veranstaltet werden, sondern vom Branchenverband Gfu gemeinsam mit dem britischen Unternehmen Clarion Events. Die Geschichte der IFA geht also in eine neue Runde.
Foto: Messe Berlin