Die bedeutende Computerspielmesse Gamescom wird trotz virenbedingter Beschränkungen Ende August 2020 stattfinden, allerdings nur im Internet. Ein Modell für andere Events?
Langsam werden EU-weit Veranstaltungsbeschränkungen gelockert, doch für viele Events sind die Perspektiven weiterhin düster. Daher experimentieren viele Veranstalter mit virtuellen Konzepten, um wenigstens einen Teil der Umsätze lukrieren zu können. Das funktioniert längst nicht mit jedem Event und führt auch zu kuriosen Lösungen wie Fußball-Geisterspielen, zu denen die Zuschauer vor dem Bildschirm via Smartphone-App Publikumsgeräusche hinzufügen können.
Viel leichter tut sich da eine Branche, die von vornherein mit der Virtualität vertraut ist: Computerspiele. Umso mehr, als durch die Ausgangsbeschränkungen im Zuge der Corona-Infektionswelle noch mehr gespielt wurde als sonst. Anbieter Niantic hat darauf rasch reagiert und das äußerst beliebte Spiel Pokémon Go auf Einsatz im trauten Heim umprogrammiert. Auf Softwareebene ist manches eben viel einfacher zu bewerkstelligen, und da überzeugte Computerspieler viel Zeit vor Bildschirmen verbringen, finden sie auch weniger abwegig, einer Spielemesse online beizuwohnen.
Ab ins WWW
Schon im April hat Veranstalter Messe Köln bekanntgegeben, die diesjährige Gamescom auf jeden Fall abhalten zu wollen. Dass es sich um ein virtuelles Event handeln wird, ist zu diesem Zeitpunkt bereits bekannt gewesen. Seither verdichten sich die Informationsstränge und ergeben ein immer klareres Bild davon, was Spielefans und -entwickler erwarten dürfen.
Im Vorfeld der Gamescom, die heuer von 27. bis 30. August stattfinden wird, startet normalerweise der Entwicklerkongress Devcom. Da dieser stärker als die Gamescom von physischer Präsenz lebt, wird er diesmal ersetzt durch ein ganzjähriges Programm an Streams, Podcasts und Tutorials, das bereits im Juni beginnen soll. Von 17. bis 30. August kulminiert das Ersatzprogramm in der Devcom Digital Conference, die online stattfinden wird. Nähere Informationen dazu werden zeitnah bekanntgegeben. Den Entwicklerkongress wenigstens virtuell stattfinden zu lassen, ist eine wichtige Entscheidung seitens der Gamescom Veranstalter. Schließlich handelt es sich bei Computerspielen um eine Milliardenbranche.
Eintritt frei
Messen online abzuhalten ist für viele Veranstalter völlig neues Terrain, auch wenn seit 20 Jahren die Rede davon ist, traditionelle Messekonzepte würden sich immer weiter ins Internet verlagern. Bislang hat sich in dieser Beziehung wenig getan, zumal viele Messebesucher das reale Zusammentreffen mit anderen sehr schätzen. Trotz aller Vorbehalte könnten virtuelle Messen ihre Anhänger finden, zumal sich auch neue Möglichkeiten der Partizipation ergeben, die den Verlust des realen Erlebens verschmerzen lassen.
Einen Vorteil können Gamescom-Besucher leicht erkennen: die Teilnahme an der Veranstaltung ist heuer kostenlos. Alle Aktivitäten werden auf dem Videohub „Gamescom Now“ gebündelt, welcher schon anlässlich der letztjährigen Gamescom gelauncht wurde. Von dort aus kann man sich zu Live-Inhalten, Spieledemos und Trailern vorarbeiten. Um den neuen Ansprüchen gerecht zu werden, sind die Entwickler gerade fieberhaft dabei, neue Module für Gamescom Now zu entwickeln, die sich teils auch für die Devcom nutzen lassen.
Noch kann es im Laufe der nächsten Wochen zu Änderungen und Neuheiten im Ablauf kommen, und dann steht die virtuelle Bühne offen für die erste Online-Gamescom. Ob der Zuspruch an das Rekordjahr 2019 heranreichen wird, ist eine spannende Frage. Stellt sich entsprechender Erfolg ein, wird das Onlineformat gewiss auch für andere Events Anregung sein.
Die virtuelle Gamescom wird von 27. bis 30. August 2020 stattfinden.
Foto: Kölnmesse