Die virtuell abgehaltene Frankfurter Buchmesse 2020 hat ein tiefes Loch im Budget hinterlassen. Nun sollen Stellen abgebaut und ein neues Konzept erstellt werden.

Nicht alle Veranstaltungen profitieren im gleichen Maße von virtuellen oder hybriden Formaten. Die Buchmesse Frankfurt hat mit ihrem kurzfristig anberaumten Digitalkonzept zwar geschätzte 200.000 Menschen erreicht, aber auch ein Minus in zweistelliger Millionenhöhe verbuchen müssen. Der einfache Grund: online werden weder Standgebühren noch Eintrittsgeld lukriert.

Ändern lässt sich dies kaum, zumal Inhalteanbieter schon seit zwei Jahrzehnten versuchen, Kunden zum Zahlen zu bewegen – von wenigen Ausnahmen abgesehen mit bescheidenem Erfolg. So lässt sich für das heurige Jahr zwar festhalten, dass die Frankfurter Buchmesse, immerhin die Weltgrößte ihrer Art, wenigstens nicht ersatzlos gestrichen werden musste. Gleichzeitig aber auch, dass der finanzielle Aufwand bei weitem nicht durch entsprechende Einkünfte wettgemacht werden konnte.

Wandeln durch Handeln

Buchmesse-Geschäftsführer Jürgen Boos kündigte als Resümee an, das Konzept der Buchmesse grundlegend neu zu erarbeiten und dabei etwaige Überraschungen gleich von vornherein einzuplanen. Auch in Zukunft soll die Buchmesse Frankfurt in erster Linie eine Präsenzveranstaltung sein, schließlich gilt es, das riesige Frankfurter Messegelände zu bespielen. Zugleich sollen aber neue Wege des Dialogs und der Vermarktung ausgearbeitet werden, die auf die veränderten medialen Gewohnheiten der Aussteller und Besucher zugeschnitten sind.

So wird man wohl im kommenden Jahr zweigleisig agieren und das Verhältnis zwischen Live- und Onlinepräsenz schrittweise an die Gegebenheiten anpassen. Wie sich dieses Prozedere auf die Musikmesse auswirken wird, die im kommenden Jahr erstmals parallel zur Buchmesse stattfinden soll, ist noch nicht bekannt. Gut möglich, dass es hier noch zu größeren Änderungen kommen wird.

Stellenabbau unvermeidlich

Die finanzielle Schieflage der Frankfurter Buchmesse belegt deutlich, dass überstürzter Umbau zur virtuellen Messe seine Tücken hat. An die hundert Beschäftigte hat die Buchmesse das ganze Jahr über, einige davon werden der geplanten organisatorischen Straffung zum Opfer fallen. Dazu kommen unzählige Stellen in Messebau und Logistik, die bei einer Veranstaltung im Internet natürlich wegfallen. Hier zeigt sich mit voller Wucht die oft geäußerte Befürchtung, die Digitalisierung schaffe zwar neue Arbeitsplätze, aber andere und deutlich weniger davon.

Während Grafiker, Kameraleute und Programmierer also auf goldene Zeiten hoffen können, sieht es für Bühnentechnik und Veranstaltungstourismus düster aus, ganz zu schweigen vom Personal, das tagaus tagein die Gebäude des Messegeländes in Schuss hält. 

Vorläufig ist die Buchmesse 2021 als Hybridevent geplant. Wie es tatsächlich für das internationale Messegeschehen aussieht, wird sich wohl erst in einigen Jahren zeigen.

Foto: Frankfurter Buchmesse

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