In ihrer 11. Stellungnahme legt der ExpertInnenrat der Bundesregierung zu COVID-19 Empfehlungen für den Umgang mit der derzeit vorstellbaren Entwicklung der Pandemie im Herbst/Winter 2022/23 vor. Das Forum Veranstaltungswirtschaft begrüßt die Empfehlung, dass die Politik im dritten Jahr der Pandemie rechtzeitig „effektive Vorbereitungen für den Herbst und Winter” festlegt.
„Die Allianz sechs maßgeblicher Verbände des Wirtschaftsbereichs hat der Bundesregierung seit Anfang des Jahres wiederholt dargelegt, dass und aus welchen Gründen die gesamte Veranstaltungsbranche sich noch längst nicht von den wirtschaftlichen Auswirkungen der vergangenen zwei Pandemie-Jahre erholt hat und voraussichtlich noch lange darunter leiden wird“, berichtet Randell Greenlee, Bereichsleiter Wirtschaft und Internationales beim VPLT, der Verband für Medien- und Veranstaltungstechnik e.V.
Besorgt sind die Veranstaltungs- und Messeunternehmen darüber, dass die Politik bisher auf kein Gesprächsersuchen der Verbände zur Erörterung von Hilfsmaßnahmen im Fall der Fälle reagiert hat. Sollte es im Herbst erneut zu Kapazitätseinschränkungen oder Abstandsregeln bei Veranstaltungen kommen, gäbe es für die Branche keinen Rettungsschirm. Müsste dieser dann erst zeitaufwändig verhandelt werden, wäre es zu spät.
Umso mehr sei es für die Unternehmen der Branche erforderlich, bereits jetzt zu erfahren, mit welchen Eindämmungsmaßnahmen sie im worst case rechnen müssen. „Schließlich planen Veranstalter:innen Tourneen ja nicht von heute auf morgen und müssen die Durchführbarkeit ihrer Veranstaltungen daher vorausschauend beurteilen können, um Schäden zu vermeiden“, ergänzt Axel Ballreich, Vorsitzender der LiveKomm e.V.
„Bereits jetzt läuft der Kartenverkauf für Kulturveranstaltungen außerordentlich schlecht, da das Publikum erst einmal abwarten will, ob Veranstaltungen zuverlässig stattfinden. Hinzu kommt, dass viele das Infektionsrisiko fürchten oder aufgrund der Krise ihr Freizeitverhalten geändert haben. Auch die auf allen Gebieten erfolgten Preissteigerungen und die Unsicherheit, welche Auswirkungen der Krieg in der Ukraine in den kommenden Monaten auf Deutschland haben wird, führen dazu, dass die Menschen ihre Ausgaben für ihre Freizeitgestaltung einschränken“, berichtet Prof. Jens Michow, Präsident des Bundesverbandes der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft (BDKV).
Deswegen könne in der Veranstaltungswirtschaft – anders als in den meisten anderen Wirtschaftszweigen – von einem effektiven wirtschaftlichen Neustart bisher nicht die Rede sein.
Die Branche benötige daher weiterhin dringend eine Perspektive, wie es im Fall der Fälle im Herbst für sie weitergehen kann. Dazu bedürfe es transparenter und berechenbarer Konzepte.
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