Ein rundes Jubiläum: Kurz nach Erscheinen des Buches „Big Ideas for Small Stands“ von Ingrid Wenz-Gahler 2002 wurde von Messe & Event die Serie „Erfolgreich mit kleinen Messeständen“ ins Leben gerufen. Zwanzig Jahre später feiern wir die 100. Ausgabe!
Die Idee zu diesem Buch und damit auch zur Serie entstand aus der damaligen Erfahrung als Messedesign-Journalistin, dass die meisten Aussteller über Messestände verfügten, die kleiner als 50 m² sind, insgesamt aber 95 % aller Stände ausmachen. Viele Aussteller gingen und gehen von der Annahme aus, dass ein überzeugendes Messekonzept nur ab einer bestimmten Standgröße und mit hohem finanziellen Aufwand zu erreichen ist. Daher ist die Intention dieser Serie, anhand von vielen Praxisbeispielen, vor allem für Aussteller, aber auch für alle an der Entwicklung eines Messestandes Beteiligten, Möglichkeiten aufzuzeigen, wie auch ein kleiner Messestand alle Aufgaben erfüllen kann, um besser wahrgenommen zu werden und erfolgreich sein zu können.
Vom Messedesign zu Kommunikationsagenturen
Die Standbeispiele kamen aus unterschiedlichsten Branchen und reichten von Designveranstaltungen bis hin zu Industriemessen jeder Art. Architektonische Highlights und damit gute Anregungen lieferten die Profis der Branche häufig mit ihren eigenen Messeauftritten auf der EuroShop, der Messe der Messemacher. Auch bei diesen zeigte sich, dass maßgebend für die Qualität eines Messestandes und Messekonzeptes vor allem die intelligente Übersetzung von Unternehmens- und Messezielen in ein gutes Kommunikationskonzept ist, das mit dem Stand sichtbar- und erlebbar gemacht wird. Die an der Entwicklung eines Messestandes beteiligten Unternehmen wie Werbeagenturen, Messearchitekten, Kommunikationsfachleute und Messebauer haben früher ihre Ideen meist nebeneinander entwickelt. Heute agieren sie vielfach gemeinsam in sogenannten Kommunikationsagenturen. Es war und ist ein langer Weg von der funktionellen Produktpräsentation auf Messen über die Entwicklung der ersten Marketingkonzepte bis hin zu Ständen mit Erlebnischarakter, auf denen Marken, Unternehmenskultur oder auch Nachhaltigkeit mit neuen Medien und Kommunikationsformen wie Storytelling umgesetzt werden.
Vielfalt an Themen vom Marketing bis zur Messearchitektur
Betrachten wir die vergangenen 100 Teile dieser Serie, so spiegeln die Themen die Vielfalt der kommunikativen und gestalterischen Lösungen eines Messestandes wider: vor fast zwanzig Jahren genauso wie heute.
In den Beiträgen ging es um grundsätzliche Marketingaspekte wie die Wahrnehmung eines Messestandes, um Blickfänge, um die richtige Besucherführung auch in einem kleinen Stand, um Beratung auf kleinstem Raum, um Kommunikation mit dem Kunden, um Anwendungslösungen, aber auch um Vertrauen werben, selbst in Krisenzeiten. Gerade das Vertrauen kann erfolgreich mit aktuellen Themen wie Nachhaltigkeit erreicht werden oder durch eine gebaute Unternehmenskultur, die via Storytelling das Unternehmen verständlich macht.
Im Vordergrund der meisten Stände aber standen Themen wie Produktinszenierung und Marken-Präsentation mit gestalterischen Mitteln wie Licht, Farbe, Form, deren Ideen aus der Natur ebenso wie aus der Architektur oder Technik entlehnt sein konnten. Auch die Kunst ist auf Messen und Ausstellungen ein immer wieder beliebter Ideengeber. Dass Form und Funktion längst nicht mehr zur Präsentation ausreichen, zeigt, dass zunehmend Ideen in Geschichten verpackt werden, die einprägsam sind und in den Köpfen der Besucher weiterleben.
Von der Standarchitektur her gab es konventionell gebaute ebenso wie Systemstände oder modulare Messestände, vor allem dann, wenn sie variabel sein und in verschiedenen Größen und auf verschieden Messen eingesetzt werden sollten. Auch die Materialien waren vielseitig: Es gab Messestände, die mit leichten textilen Materialien, andere mit Lichtkörpern ihre Ideen kommunizierten. Es gab Stände aus konventionellem Plattenmaterial, aber auch aus Altmaterial, das mit neuen Ideen wiederverwendet wurde.
Auch in den architektonischen Bauformen überraschten die kleinen Messestände: Da gab es Kuben, Spiralen, Raumgrafiken, Gitterstrukturen, textile Skulpturen, Stände wie Wälder oder Theaterbühnen. Manche erinnerten an TV-Studios, andere an kunstvolle Galerien, an Schiffe oder Märchenwelten.
Standbeispiele aus den vergangenen Jahren von 2003 bis 2020
- Messe & Event 2/2008: Kohlhaas Messebau, Germering
Auf der EuroShop 2008 zog das Messebauunternehmen auf 84 m² mit seinem „Raum für Ideen“ die Besucher geradezu in seinen Stand hinein – in eine eindrucksvolle moderne Höhle aus weißen, fünf Meter hohen, mit Stoff bezogenen Holzrippen – mit einer wohltuenden Akustik.
- Messe & Event 5/2013: Janoschka Holding, Kippenheim, Design von Ippolito Fleitz Group, Stuttgart
Unter dem Leitsatz „The quality people for individual prepress solutions“ präsentierte das Unternehmen auf 102 m² sein Spektrum an Druckformen und Reproduktionsverfahren. In ungewöhnlicher grafischer Form in Schwarz-Weiß wurden Makroformen des Drucks über textile Banner auf dem Stand übersetzt.
- Messe & Event 4/2017: Peter Schmidt Group, Hamburg
Für die EuroShop 2017 entwarf das Team Brand Spaces des Unternehmens Peter Schmidt eine 15 m² große Markenkommunikation im Raum mit dem Leitmotiv „Wir sind der Knaller!“, um sowohl sein Selbstbewusstsein als auch seine Fähigkeit, ungewöhnliche Markenideen zu entwickeln, darzustellen – das erfolgte mit einem Memphis-Design der 1980er-Jahre und einer Riesen-Popcorn-Kanone.
- Messe & Event 5/6 2022: Von Hagen Design, Blomberg
Ein Sonnenaufgang in den Bergen Nepals inspirierte Axel von Hagen zu diesem 43 m² großen, eigenen Firmenauftritt auf der EuroShop 2020. Eine dunkle schlichte Standarchitektur mit beeindruckenden Lichtstreifen für die Besprechungsnischen und realistisch nachgebaute Stahlträger symbolisierten die Vielfalt des Unternehmens. Eine mehrfach preisgekrönte Standidee.
Foto: Peter Schmidt Group