Mit einer umfangreichen interaktiven Ausstellung ermöglicht das Wiener Volkskundemuseum Einblick in die Welt elektronischer Klangerzeugung.
Unsere Welt ist voller Klänge, von denen viele wiederum künstlich erzeugt werden. Gerade diesen synthetischen Sounds ist die Ausstellung „Musik aus Strom“ gewidmet, die von 23. Jänner bis 16. Februar 2024 im Volkskundemuseum stattfindet.
Wer schon immer wissen wollte, wie elektronische Klänge eigentlich zustandekommen, findet bei „Musik aus Strom“ das nötige Rüstzeug, um weiter in die Materie vorzudringen. Eine seltene Gelegenheit, zumal das praktisch erworbene Wissen gleich in die Praxis umgesetzt werden kann. Dazu werden Workshops mit elektronischen Klangerzeugern angeboten, an deren Beispielen sich auch unterschiedliche Bedienkonzepte und Klangproduktionsweisen ausprobieren lassen. Im Abendprogramm wiederum werden Livedarbietungen zu erleben sein, die das Erlebnis abrunden.
Electronic Sounds als Post-Retro-Phänomen
Auch wenn elektronischer Musik immer noch ein progressives futuristisches Image anhaftet, gehen ihre Ursprünge doch auf die 1920er Jahre zurück. Und damit auf ein Zeitalter des Aufbruchs, in dem das reine Vorhandensein elektrischen Stroms noch etwas Zaubrisches innehatte. Alleine die Tatsache, dass elektrischer Strom nicht zu sehen war, aber immense Kraft ausüben konnte, führte flugs zu mythischer Verklärung, etwa in Form der Theorie vom beseelten Äther.
Eine nahezu kindliche Faszination, die erstaunlicherweise heute noch zu beobachten ist, wenn es um vermeintlich bahnbrechende Lösungen wie Künstliche Intelligenz geht. Genauso verhält es sich mit elektronisch generierten Klängen. Obwohl erste Versuche in diese Richtung eher zufällig beim Versuch entstanden sind, Empfänger für das damals ebenfalls neue Medium Radio zu bauen, hat sich das Prinzip den innovativen Nimbus bewahrt.
Klangsynthese im Alltag
Spätestens seit der massenhaften Verbreitung der Homecomputer in den 1980er Jahren ist elektronische Musik im Alltag angelangt. Für Musizierende wiederum war diese Zeit durch rapide sinkende Preise fertiger Synthesizer sowie das standardisierte Datenaustauschprotokoll MIDI geprägt, was für rasche Akzeptanz auch bei konventionell orientierten Musizierenden sorgte. Davor waren solche Gerätschaften fast nur bei großen Rundfunkanstalten wie der BBC oder Komponisten der Neuen Musik anzutreffen gewesen.
Bei aktuellen Musikstilen wie Hyperpop oder Trap ist es zwar üblich, eine komplette Produktion auf einem handelsüblichen Laptop umzusetzen, am Grundprinzip hat sich aber nichts geändert. Besonders anschaulich gestalten sogenannte Modular-Synthesizer die Klangerzeugung, ist doch vom Wellenformgenerator über Filtereinheiten bis zum Sequencer alles in einzelnen Boxen zusammengefasst, die untereinander mit Kabeln verbunden werden können. Auch bei „Musik aus Strom“ stehen diese Systeme daher im Mittelpunkt des Lernprozesses.
Foto: Christa Engstler, Gammon