Die DAW-Software Bitwig Studio ist mit ihren aktuellen Neuerungen auf gutem Weg zu verbesserter Kollaboration mit Konkurrenzprodukten. Ein Beispiel, das als Vorbild dienen sollte.
Eigentlich ist es ganz einfach: die Nutzerschaft erwartet von einem Software-Produkt nicht nur Stabilität und schlüssige Benutzerführung, sondern auch eine gewisse Interoperatibilität, sprich müheloses Zusammenspiel, mit Produkten anderer Hersteller. Nicht immer ist dies gewährleistet, denn einige Anbieter setzen eher darauf, durch möglichst schnelle Marktdurchdringung Standards zu setzen, an denen sich die Konkurrenz dann zu orientieren hat. Die simple Logik hinter solchem Gebaren: wer die Regeln diktiert, beherrscht auch das Spiel.
Dass es anders geht, beweist der MIDI-Standard, der das problemlose Zusammenspiel elektronischer Klangerzeuger ermöglicht hat. 1982 unter der Ägide von Synthesizer-Pionier Dave Smith und Roland-Gründer Ikutaro Kakehashi entstanden, ist MIDI auch heute noch weit verbreitet und zu einer Art Industriestandard geworden.
Eine Frage des Formats
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den Datenaustausch zwischen Softwareprodukten zu ermöglichen oder zu verhindern. Eine der Effizientesten ist dabei die Wahl eines Dateiformats. In einem Dateiformat werden Informationen über den Aufbau der Datenstruktur abgelegt, sodass eine entsprechende Software die Datei öffnen, bearbeiten und speichern kann. Kennt eine Software ein Dateiformat nicht, kann sie auch mit den Daten nichts anfangen.
Steht für eine Datei keine passende Software bereit, muss die Datei umgewandelt werden, was nicht selten mit Qualitätsverlust einhergeht, ganz sicher aber mit einem gehörigen Zusatzaufwand für die Anwender. Im schlimmsten Falle muss extra eine passende und womöglich teure Software beschafft werden. Aus diesem Grunde tun Anwender gut daran, sich vor der Entscheidung für ein bestimmtes Software-Produkt eingehend zu informieren, wie es um die Möglichkeit des Datenaustausches mit Fremdprodukten bestellt ist.
Die Einstellung zählt
Das deutsche Software-Unternehmen Bitwig stellt unter Beweis, wie sich durch Zusammenarbeit mit anderen Anbietern eine gelungene Nutzererfahrung herstellen lässt. An Features mangelt es der DAW-Software schon lange nicht mehr, nun sollen Praxistauglichkeit und Nutzerführung verbessert werden. Zu diesem Behufe bieten sich offene Standards an, die ohne Hürden zugänglich sind und eingesetzt werden können. Einen ersten Schritt in diese Richtung hat Bitwig mit dem Plugin-Standard CLAP unternommen.
Nun ist gemeinsam mit PreSonus das Dateiformat DAWproject entstanden, mit dessen Hilfe sich ganze Projekte zwischen Bitwig Studio und PreSonus Studio One austauschen lassen. Gut vorstellen ließe sich, dass auch andere Software-Hersteller das neue Dateiformat in ihre Produkte integrieren, und somit den Datenaustausch spürbar erleichtern. Profitieren können davon nicht nur die Anwender, sondern letzten Endes auch die Anbieter selbst.
Als aktuellen Coup in diese Richtung präsentiert Bitwig die Integration der Programmiersprache TouchDesigner, die vom kanadischen Unternehmen Derivative für die Erstellung multimedialer Inhalte in Echtzeit entwickelt wurde. Mit der zugehörigen Erweiterung TDBitwig ist es möglich, einige Parameter zwischen Bitwig Studio und TouchDesigner zu synchronisieren.
Foto: Bitwig GmbH