Nicht nur im performativen Sinne liegen Kunst und Kultur derzeit darnieder. Auch das entsprechende Messegeschehen findet kaum statt, wie die aktuelle Absage der Art Basel 2020 zeigt.

Besonders schlecht meint es die Coronapandemie mit allen Branchen, die global ausgerichtet sind. Darunter die großen Kunstmessen, deren Aussteller wie Teilnehmer auf jenem internationalem Parkett unterwegs sind, welches sich derzeit als Labyrinth und Stolperfalle erweist. Nicht nur in der weltweit verstreuten Kunstgemeinde liegt Ungemach, auch in den finanziellen Nöten so mancher internationaler Sponsoren. Schwer vorherzusagen daher, ob eine Veranstaltung wirtschaftlich erfolgreich sein kann.

Um derlei Unwägbarkeiten aus dem Weg zu gehen, hat die MCH Group als Veranstalterin der Art Basel den heurigen Termin nun endgültig abgesagt, nachdem die Messe zuvor schon vom Juni in den September verlegt worden war. Das Geschehen zur Gänze ins Internet zu verlegen liegt derzeit zwar im Trend, ist aber nicht für jedes Messekonzept geeignet. Mit den „Viewing Rooms“ hat die Art Basel zwar auch ein Onlineangebot, das am 19. Juni 2020 starten wird. Als Ersatz für die Art Basel soll dieses aber nicht dienen.

Weltweite Pause für die Kunstwelt

Nicht nur die Hauptmesse Art Basel ist von der Absage betroffen, auch die Design Miami als US-Außenposten wird heuer nicht stattfinden, wie MCH-Geschäftsführer Bernd Stadlwieser mit großem Bedauern verlautbarte. Eingehendes Studium der Sachlage unter Berücksichtigung kurzfristig zu erwartender Änderungen hätten schlussendlich zu der Erkenntnis geführt, dass es nicht möglich sei, die beiden Messen abzuhalten. Eine Hiobsbotschaft für zahlreiche Galerien und Kunstschaffende, die für dieses Jahr zweier ihrer wichtigsten Schauplätze verlustig gehen.

All dies zur Unzeit, denn kulturelle Aktivitäten jeglicher Couleur liegen ohnehin brach, viele freischaffende Künstler sind von der Existenz bedroht, und staatliche Unterstützung lässt meist zu wünschen übrig. Wie also soll es weitergehen mit der Kunstbranche, die immerhin einen wesentlichen und gerne unterschätzten Teil zur Wirtschaftsleistung beiträgt? Derzeit sind viele Fragen offen, und einige Protagonisten werden die Zwangspause wohl nicht überleben. Für die MCH-Group liegt der Fokus bereits auf dem kommenden Messejahr, und auch dann wird es im Programm einige Änderungen geben.

Sorgenkind Baselworld

Mit der Luxusgütermesse Baselworld hat die MCH Group nämlich eine Traditionsveranstaltung im Portfolio, die heuer ebenfalls abgesagt werden musste, aber schon seit einiger Zeit kränkelt. Das einstige Mekka der hochkarätigen Uhren- und Schmuckindustrie ist nämlich nicht erst in Bedrängnis geraten, seit Swatch-Gründer Nick Hayek publikumswirksam auf eine Messeteilnahme verzichtet. Aus unterschiedlichen Quellen ist immer wieder angeklungen, die Baselworld sei in ihrer bisherigen Form nicht mehr zeitgemäß und bedürfe dringend einer Neuausrichtung. Auch sei Basel als Veranstaltungsort  nicht attraktiv genug.

Dem folgen nun die endgültige Absage der Baselworld auch für 2021 und die Ankündigung noch näher zu definierender Nachfolgeformate an neuem Standort. Branchenintern wird über Genf als Ausweichquartier gemutmaßt, wobei eine Verschränkung oder gar ein Joint Venture mit bestehenden Veranstaltungen durchaus im Sinne der Aussteller wäre. Man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass die kommenden Jahre der MCH Group einiges an Einfallsreichtum und Improvisationstalent abverlangen werden.

Foto: Courtesy Art Basel

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