Mit der aufsehenerregenden Neuauflage eines klassischen Bandmikrofons ist der französischen Firma Melodium ein grandioses Produkt gelungen.
Mikrofone sind heute alltägliche Begleiter und werden längst nicht mehr als etwas Besonderes wahrgenommen. Die kleinsten praxistauglichen Vertreter dieses Gerätetyps sind mit allem Drum und Dran gerade einmal zwei bis drei Zentimeter groß. Experimentelle Konstruktionen schaffen es sogar auf wenigen Kubikmillimetern, Schallwellen aufzunehmen und in elektrische Signale umzuwandeln.
Für den professionellen Studioeinsatz sind Größe und Gewicht eines Mikrofons aber nicht die wichtigsten Kenngrößen, vielmehr steht der Klang im Vordergrund. Und dabei gibt es große Unterschiede zwischen den einzelnen Konstruktionsprinzipien. Von den ersten Mikrofonen gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde mit allen möglichen Übertragungsprinzipien experimentiert, bis sich in den 1930er Jahren das Kondensatormikrofon durchsetzte.
Siegeszug im Radio
Mit der Verbreitung des Radios begann der Siegeszug der Mikrofone, und schon bald zeigte sich die Bedeutung der Richtcharakteristik, die je nach gewünschtem Anwendungszweck Teile der Aufnahme verstärken oder dämpfen kann. Bei den Wandlerprinzipien hat sich neben dem Kondensatormikrofon das Dynamische Mikrofon durchgesetzt, vor allem für Live-Anwendungen. Unter diesen wiederum sticht das Bandmikrofon (englisch Ribbon Microphone) heraus, bei dem ein gefaltetes Aluminiumband die analogen Schallwellen aufnimmt und eine relativ zur Bewegungsgeschwindigkeit entstehende Spannung abgibt.
Eines der besten und größten, wenn auch nicht der bekanntesten, Bandmikrofone ist das Melodium 42B. Dieses wurde vom Pariser Hersteller Melodium ab den 1940er Jahren gebaut und gilt unter Freunden des Wohlklangs als Geheimtipp. Originale 42Bs sind allerdings kaum noch zu finden und bedürfen in aller Regel einer aufwendigen Überholung.
Klang und Ästhetik
Das auf analoge Musikproduktion spezialisierte französische Studio Kerwax hat mit dem 42Bn ein originalgetreues, aber leicht modernisiertes Replikat des 42B vorgestellt, das auf der NAMM-Show zwischen all den Errungenschaften der Digitaltechnik zu den Highlights zählte. Vom zeitgemäßen XLR-Anschluss und einer etwas höheren Ausgangsimpedanz abgesehen erinnert das Melodium 42Bn sehr stark an das historische Vorbild. Auch der Klangcharakter ist erwartungsgemäß sehr ähnlich.
Ein schönes Stück Retro-Technik, das in Handarbeit gefertigt und mitsamt passender Halterung in einer kleinen Holzkiste daherkommt. Mit einem Verkaufspreis von 2.500 Euro ist das Mikrofon zwar nicht gerade billig, rechtfertigt diesen aber durch höchste Verarbeitungsqualität und sehr guten Klang. Mit seinem Konzept, analoge Aufnahmetechnik neu zu beleben, steht Melodium zwar noch etwas im Abseits. Dennoch ist abzusehen, dass angesichts allgegenwärtiger Digitaltechnik das Besondere analoger Geräte verstärkt Zuspruch finden wird.
Foto: Vincent Paulic