Was Buchbranche und Leserschaft bewegt, steht im Mittelpunkt der österreichweit größten Buchmesse Buch Wien. Sie findet ab 20. November 2024 auf dem Gelände der Messe Wien statt.

Mit etwas Respektabstand zu Europas größter Buchmesse in Frankfurt am Main findet von 20. bis 24. November 2024 das Österreich-Pendant in Wien statt. Wie gewohnt mit einem zentralen Messe-Hub auf dem Gelände der Messe Wien (Halle D) sowie als Festival an zahlreichen Außenstellen wie dem Literaturhaus Wien, der Hauptbücherei oder der Schule für Dichtung. Über die fünf Veranstaltungstage hinweg sind mehr als 400 Veranstaltungen anberaumt, welche die ungebrochene Bedeutung der Literatur für die Gesellschaft unterstreichen und neu ausloten sollen. Für Verlage und Autoren hat sich in den letzten zwei Dekaden einiges verändert, geblieben ist das Buch als wichtiges Kulturgut und Wissensvermittler.

Analog ist besser

Anfang der 2000er Jahre bereits totgesagt, erfreut sich das gedruckte Analogbuch anhaltender Beliebtheit. E-Books hingegen, welche die Nachfolge antreten sollten, haben sich auf einstelligem Prozentanteil an der Auflage eingependelt. Sie tragen wohl zum Umsatz bei, sind aber bei der Konsumentenschaft trotz augenscheinlicher Vorzüge nicht besonders beliebt. Dazu trägt sicherlich bei, dass viele Menschen das Gefühl haben, schon mehr als genug Zeit vor einem Bildschirm zu verbringen. Da will man nicht auch noch Bücher auf einem Bildschirm lesen. Auch die Haptik eines E-Books lässt zu wünschen übrig. Egal um welches Buch es sich handelt, bei elektronischen Büchern gibt es nur ein einziges haptisches Feedback, nämlich das des Endgerätes, auf dem das E-Book dargestellt wird. Dazu kommt, dass E-Books schwer weiterzugeben sind, und ein leerer Akku des E-Book-Readers auch das Aus für den Lesegenuss bedeutet. 

Ein neues Buchzeitalter

Das bedeutet natürlich nicht, dass klassische Bücher völlig losgelöst in einer rein analogen Welt existieren. Längst haben Verlage alle zweckdienlichen Online-Möglichkeiten in ihre Vermarktungsstrategien eingebaut, und nicht zuletzt haben die zahlreichen Literaturseiten und Blogs im WWW einen gehörigen Anteil an der Beliebtheit des gedruckten Buches. Relativ neu ist Unterstützung von ungewohnter Seite: das beliebte Social Network Tik Tok der chinesischen Firma ByteDance hat seit geraumer Zeit einen eigenen Kanal mit dem Hashtag BookTok, der ausschließlich Literatur gewidmet ist.

Um BookTok ist mittlerweile eine eigene Literaturgattung entstanden, die von dem durchweg jungen Publikum geprägt ist und mangels deutscher Begriffe mit den englischen Bezeichnungen „Young Adult“ oder „Dark Romance“ umschrieben wird.  Folgerichtig geht es bei dieser neuen Literaturgattung um Themen, die Jugendlichen wichtig sind: Selbstfindungsprozesse oder romantische Liebesgeschichten liegen dabei voll im Trend. 

KI als Fluch oder Segen

Von BookTok abgesehen zielen auch Poetry Slams, Comics und Graphic Novels auf ein eher junges Publikum ab, wobei sich die Altersgrenze vor allem bei den Comics deutlich nach oben verschoben hat. Hier gibt es Enthusiasten, die seit Jahrzehnten ihre Sammelleidenschaft ausleben. Vernetzte Computer sind also, wie das Beispiel Booktok zeigt, keineswegs eine Gefahr für das klassische Buch. Sehr wohl aber aktuelle Entwicklungen bei lernfähiger generativer Software, allgemein als „KI“ geläufig. Solche Software braucht, um zu funktionieren, einen möglichst großen Bestand an Referenzdaten.

Gerade Unternehmen wie OpenAI haben zu diesem Behufe jahrelang Inhalte aus dem WWW gesammelt, ohne deren Urheber zu fragen, geschweige denn, Nutzungsentgelt zu bezahlen. Ein Sachverhalt, der emsige Diskussionen ausgelöst hat. Auf der anderen Seite ermöglicht gängige KI-Software längst, Texte automatisiert zu generieren. Bücher, die auf solche Weise entstanden sind, haben längst ihren Weg in die Vertriebskanäle gefunden und sind oftmals schwer zu entdecken. Ein großes Problem, das sich in den kommenden Jahren noch intensivieren wird. Nach einer Lösung wird intensiv gesucht, unter anderem auch auf der Buch Wien 24.

Foto: Nicola Montfort

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