Laut der weltweiten Statistik der International Congress and Convention Association (ICCA) aus dem Jahr 2013 belegt Wien nach 8 Jahren auf Platz eins nicht mehr die Pole-Position. Hinter Paris und Madrid hält die Bundeshaupstadt seither Platz 3. Dennoch steht Wien bei internationalen Kongressveranstaltern nach wie vor hoch im Kurs. Das zeigen auch die jüngsten Zahlen. Norbert Kettner, Direktor des WienTourismus hat sie gemeinsam mit Christian Mutschlechner, Leiter des Vienna Convention Bureau, präsentiert. Universitäten als Locations spielen dabei eine essenzielle Rolle. Heinz W. Engl, Rektor der Universität Wien, hat das mit dem vorbildlichen Veranstaltungsmanagement seines Hauses bewiesen.

Wien verzeichnete 2014 sein bislang zweitbestes Kongressergebnis: Gegenüber 2013 wurden Steigerungen bei Veranstaltungen, dadurch ausgelösten Nächtigungen und Wertschöpfung erzielt. Die Rekordbilanz aus dem Jahr wurde 2012 nur knapp verfehlt.

„Die Kongressstadt Wien hat 2014 im Vergleich zum Jahr davor in allen Kennzahlen deutlich zugelegt“, sagt Norbert Kettner. „Die Anzahl der Kongresse und Firmenveranstaltungen stieg um 6% auf 3.582, was einen neuen Höchststand bedeutet.

Die dadurch bewirkten Nächtigungen stiegen ebenfalls um 6% und liegen mit 1.490.695 nur knapp unter dem bisherigen Rekord von 2012. Bei der österreichweit durch Wiens Tagungsindustrie ausgelösten Wertschöpfung gab es einen Zuwachs um 8% auf 898,9 Millionen Euro, ebenfalls der zweitbeste Wert nach 2012.“

Green Meetings nehmen zu

Im Jahr 2014 hat die Wiener Tagungswirtschaft damit 11% zu Wiens Gesamtnächtigungsergebnis von 13,5 Millionen Euro beigetragen. 17.000 Ganzjahresarbeitsplätze wurden so in ganz Österreich gesichert.

Das Top-Ergebnis im Ranking der International Congress and Convention Association (ICCA) ist laut Kettner das Ergebnis solider Aufbauarbeit. „Dieser Erfolg beruht auf vielen Faktoren. Tagungen werden von städtischen und wissenschaftlichen Einrichtungen bestens unterstützt, mit bereits 36 lizensierten Zertifizierungsstellen für Green Meetings beweist Wien Weitblick in puncto Umweltverträglichkeit, und die wachsende Bedeutung der Stadt als zentraleuropäischer Hub erweist sich als wertvolles Asset.“

72 % der Wiener Kongressgäste kommen im Flieger

Laut Norbert Kettner brahcten auch neue Beherbergungsangebote im High-End-Segment und die Schaffung eines neuen Stadtteils rund um den Hauptbahnhof brachten weitere Impulse. In Wien gibt es derzeit mehr al 64.000 Gästebetten und die Bundeshauptstadt ist aus rund 170 Destinationen weltweit per Direktflug erreichbar. 72 % aller Kongressgäste kommen mit dem Flugzeug. Im Rahmen der Tourismusstrategie Wien 2020 werden weitere 20 Direktverbindungen aus Großstädten weltweit angestrebt.

Wichtig: Internationale und humanmedizinische Kongresse

Besonders wichtig für den Erfolg der Kongressstadt Wien sind die internationalen Kongresse. 2014 machten sie zwar ein gutes Fünftel aller Veranstaltungen aus (22 %), brachten aber beinahe die Hälfte aller Tagungsgäste nach Wien (49 %).

Dafür hinaus sorgten sie für 72 % der Kongress-Nächtigungen und für 77 % der von Wiens gesamter Tagungsindustrie bewirkten Wertschöpfung.

Sowohl bei internationalen Kongressen als auch bei nationalen haben in Wien jene mit humanmedizinischen Themen den höchsten Stellenwert: Auf sie entfielen im Vorjahr 20 % sämtlicher Kongressveranstaltungen. Dahinter folgen die Bereiche Wirtschaft und Politik (15 %), Naturwissenschaft und Technik (14 %). Weiter hinten rangieren geisteswissenschaftliche Fragestellungen und solche auf dem Gebiet IT und Kommunikation.

Unis  sind wichtige Partner der Kongresswirtschaft

Im Zuge der Präsentation wurde auch die Universität Wien mit ihrem beispielgebenden „Rundum-Service“ für Kongresse besonders gelobt. Wissenschaftliche Kongresse und Tagungen sind seit jeher eng mit den Universitäten verbunden.

Kongresse helfen nicht nur bei der internationalen Vernetzung in ihren Fachbereichen, sondern die Uni stellen so auch ihren Standort beziehungsweise ihre Stadt ins internationale Rampenlicht.

Heinz W. Engl, Rektor der Wiener Universität Wien, die heuer ihr 650. Gründungsjubiläum feiert, gab Einblicke in die Zusammenhänge von universitärem Engagement und dem Kongress-Aufkommen in Wien. Die Universität Wien hat dies früh erkannt und begann bereits in den 1990iger Jahren die Abhaltung von Kongressen zu forcieren.

Eine echte Herausforderung waren damals jedoch die rechtlichen Rahmenbedingungen einer Kongressorganisation, da der Universität – als Teil des Bundes – keine zentrale Infrastruktur zur Verfügung stand. Mit der Autonomie im Jahre 2002 und der folgenden Umwandlung der Universitäten in autonome Institutionen mit mehr Eigenverantwortung und Leistungsorientierung führte die Universität Wien eine interne Bedarfsanalyse für den Bereich „Event & Kongresse“ durch und entwickelte einen Business Plan. Schrittweise wurde die komplette Leistungspalette, von der ersten Planungsphase bis zur Nachbereitung des Kongresses, aufgebaut und im „Veranstaltungsmanagement“ der Universität Wien gebündelt .

Dieses startete Jahr 2007 vorerst als Sonderprojekt und wurde – nach erfolgreichem Probelauf im Jahr 2013 – schließlich als fixe Dienstleistungseinrichtung im Organisationsplan der Universität Wien verankert. Inzwischen wird dieser Service intern und extern stark nachgefragt.

Ob Tagung, Symposium, Empfang oder Lesung, von wissenschaftlichen Kongressen und Workshops über Jubiläen und Ehrungen bis hin zu Podiumsdiskussionen, Ausstellungen und Messen – die Universität Wien wird mit ihrem exklusiven und umfangreichen Raumangebot nahezu jedem Anlass gerecht. Im Vorjahr fanden über 1.500 Veranstaltungen statt. Der reguläre Lehr-und Forschungsbetrieb ist hier nicht mitgezählt.

Vienna Convention Bureau blickt in die Zukunft

Entwicklungen im weltweiten Kongressgeschäft früh zu erkennen, ist eine der Hauptaufgaben des Vienna Convention Bureau (VCB). Das derzeit aktuellste Thema ist eine ab 2016 in Kraft tretende Offenlegungspflicht für Mitglieder der European Federation of Pharmaceutical Industry Associations (EFPIA). Diese Vereinigung, der beinahe alle Pharmaunternehmen Europas angehören, hat ihre Mitglieder dazu verpflichtet, ab 2016 jede finanzielle Zuwendung an einen Arzt zu publizieren – vorzugsweise mit Namensnennung, die aber freiwillig erfolgen soll. Darunter fällt unter anderem die Bezahlung von Kongressteilnahmen.

VCB-Chef Christian Mutschlechner: „Wir führen seit Oktober 2014 eine Befragung von einschlägigen Kongress-TeilnehmerInnen und Teilnehmern durch, um die möglichen Auswirkungen dieser Maßnahme einschätzen und rechtzeitig Strategien für den Umgang damit entwickeln zu können. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse werden in die von uns alle fünf Jahre erstellte und heuer gerade wieder durchgeführte Wiener Kongress-Studie einfließen und gemeinsam mit deren Ergebnissen veröffentlicht werden.“

Wien scheint also auch für die Kongressanforderungen gut gerüstet zu sein. Und wer weiß, vielleicht kann die Bundeshauptstadt ja auch die Spitze des ICCA-Rankings zurückerobern.

Foto: © WienTourismus/Christian Stemper

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