Alljährlich werden rund 3,5 Milliarden Euro in Werbeartikel investiert. 91 Prozent aller Menschen über 14 Jahre haben zumindest einen solchen zu Hause. Aus dem Messe- und Eventbereich sind Werbeartikel nicht wegzudenken. Messe & Event sprach mit Andreas Toferer, Geschäftsführer des Salzburger Werbeartikel-Unternehmens Toferer Textil.

Messe & Event: Wie ist die aktuelle Lage im Werbeartikelsektor? Sehen Sie einen Boom oder stagniert die Nachfrage?
Andreas Toferer, Geschäftsführer von Toferer Textil: Wir sehen einen laufenden Anstieg bei der Nachfrage nach Werbeartikeln. Das hat auch seine Gründe: Über 90 Prozent aller Menschen über 14 Jahre besitzen zumindest einen Werbeartikel, fast alle nutzen ihn auch. Außerdem genießen Werbeartikel im Vergleich zu anderen Kommunikationsmitteln die höchsten Erinnerungswerte an die beworbene Marke. Es lohnt sich also für Unternehmen und deren Marken, in Werbemittel zu investieren – allerdings muss das schon richtig gemacht werden. 08/15-Werbeartikel werden das Potenzial nicht annähernd ausschöpfen können, das große Schlagwort bei Werbeartikeln ist also die Individualisierung. Man kann zusammenfassend sagen, dass speziell einzelne Segmente unter den Werbeartikeln boomen: jene mit hohem Erinnerungs- und Abgrenzungswert.

Was macht einen erfolgreichen Werbeartikel im Jahr 2018 aus? Welche Trends sehen Sie?
Der Trend zeichnete sich schon die letzten Jahre ab: Mit 08/15-Produkten reißt man niemanden vom Hocker! Es gilt also, Basic-Artikel durch starke Designs schmackhaft zu machen und dadurch innovative Markenbotschafter zu entwickeln. Natürlich kann man Kugelschreiber und Kalender an seine Kunden verschenken – das bringt aber wenig. Werbeartikel sind eine bewusste Entscheidung im Marketing und sollen der Abgrenzung von der Konkurrenz dienen. Je unkonventioneller man denkt, desto höher die Wirksamkeit.

Andreas Toferer

Es kommt beim erfolgreichen Werbeartikel darüber hinaus auch stark auf den Nutzen und nicht auf den Gegenstand an. Wer mit einem Merchandise-Produkt alle Möglichkeiten ausschöpfen will, muss nicht nur innovativ denken und außergewöhnlich gestalten, sondern vielmehr Produkte einsetzen, die der Kunde tatsächlich verwenden kann. Ein Werbeartikel schafft außerdem Vertrauen zum Unternehmen – aber nur, wenn das Produkt auch zum Betrieb passt. Als Unternehmen in einem Skigebiet ist man beispielsweise mit gebrandeter Winterkleidung gut beraten. Dann ist da noch die Qualität: Die ist neben dem Design mitunter der wichtigste Aspekt an der ganzen Sache. Merchandise-Produkte repräsentieren ein Unternehmen und dessen Werte – sie sind die Visitenkarte. Da haben billige Standard-Lösungen keinen Platz.

Welche Rolle sollten Werbeartikel im Marketing-Mix spielen?
Es gibt hier, glaube ich, keine exakten Richtlinien, nach welchen Teilen ein Unternehmen das Budget verplanen sollte. Das ist immer eine Frage des Unternehmens selbst und der Botschaften, die an die Zielgruppe vermittelt werden sollen. Es ist bestimmt nicht besonders vorteilhaft, in der Kommunikation mehr oder weniger allein auf Werbeartikel zu setzen – außen vor gelassen sollten sie aber auch nicht werden. Werbeartikel führen nachweislich zu mehr Bekanntheit, mehr Vertrauen und mehr Umsatz. Sie sind eine Chance, mit den eigenen Kunden zusammenzuarbeiten: Tragen sie beispielsweise Hoodies im Stil eines Unternehmens, agieren sie automatisch als eine Art Markenbotschafter. Genau diese Personen erhöhen schließlich die Bekanntheit und zeigen, dass sie mit dem Unternehmen ein positives Gefühl assoziieren. Das wiederum sorgt für den Gewinn neuer Kunden. Mit einem Werbegeschenk lässt sich auch für mehr Loyalität bei den Kunden sorgen: Menschen, die etwas geschenkt bekommen, sind eher dazu bereit wiederzukommen. Sofern der Werbeartikel nicht verschenkt, sondern verkauft wird, ergibt sich außerdem eine zusätzliche Umsatzmöglichkeit.

Werbeartikel auf Events und Messen: Ist das Ihrer Meinung nach der ideale Weg, Werbeartikel zu verteilen, oder haben Sie eine andere Meinung?
Ich bin kein Fan von Gießkannen-Prinzipien. Es gilt vielmehr, seine Stammkunden an sich zu binden und das Geschäftsfeld auch durch deren Kontakte weiter auszubauen. Aber natürlich geht man auf Messen, um Neukunden anzusprechen: Hier sind Werbeartikel eine gute Möglichkeit, den Fokus auf sich zu lenken. Das gelingt mit individuellen Lösungen, die sonst keiner hat – so erinnert sich der Kunde an die Marke.

Toferer Textil ist der Marktführer in Österreich. Welche Philosophie verfolgen Sie als erfolgreicher Werbeartikelhersteller? Womit wollen Sie punkten?
Service, Design und Know-how – das sind die Schlagwörter, mit welchen wir unsere Kunden überzeugen möchten, sich für den richtigen Partner für Werbetextilien entschieden zu haben. Wir pflegen den persönlichen Kontakt zu unseren Kunden – seien es Neu- oder bereits Stammkunden. Da machen wir keine Abstriche. Unsere Mitarbeiter kommen aus den verschiedensten Bereichen und Gebieten, können sich also in die unterschiedlichen Bedürfnisse unserer Kunden gut hineinversetzen. Wir alle sind mit dem alpinen Lifestyle eng verbunden, wir leben dieses Gefühl und verkaufen es nicht nur. Unser Fokus bei den Produkten liegt dann ganz klar auf dem Design: Wir haben über die Jahre festgestellt, dass genau dieser Punkt der entscheidende ist, wenn es darum geht, sich von der Konkurrenz abzugrenzen. Wir liefern keine Standard-Lösungen, sondern Produkte, an die man sich erinnert und die auffallen. In jedem Bereich haben wir Spezialisten sitzen, die zusammen einen wahnsinnig wertvollen Pool an Know-how schaffen.

Haben Sie unter all den Werbeartikeln, die Sie hervorgebracht haben, ein paar Favoriten? Wenn ja, welche und warum?
Wir haben einige Werbeartikel, die alle für sich auf ihre Art einmalig sind. Generell muss ich aber sagen, dass unser Flachmann sicherlich zu den erfolgreichsten Artikeln zählt, welche wir in den letzten Jahren entwickelt haben. Der ist jedes Jahr ein Kassenschlager und so simpel wie auch genial: In Salzburg genießt das Flascherl fast schon Kultstatus, als Werbemittel ist er aber sehr ungewöhnlich. Das sorgt für einen Überraschungseffekt beim Kunden, an den er sich bei jeder Verwendung gerne wieder erinnert. Seit 2005 haben wir den Flachmann schon im Sortiment, bis heute haben über 50.000 Stück den Besitzer gewechselt.

Welche Werbeartikel werden in den nächsten Jahren relevant sein? Gibt es neue Artikel, die das Portfolio erweitern, und werden andere aus den Sortimenten verschwinden?
Natürlich haben wir zahlreiche Neuentwicklungen am Start, der neue Katalog erscheint Ende April. Aber so viel vorweg: Es gibt Neuerungen an Materialien, welche wir direkt aus der Sportswear Branche übernommen haben. So bauen wir technische Textilien und das Thema Hybrid weiter aus. Generell kann man sagen, dass es bei den Trends in Sachen Werbeartikel weniger um die Produkte an sich geht, sondern vielmehr um die Umsetzung: Je ausgefallener und designstärker, desto mehr Potenzial haben sie.

Was sind Ihre Ziele für die nächsten Jahre?
Wir möchten uns auf unsere Stärken konzentrieren, diese weiter ausbauen und noch transparenter für unsere Kunden machen.

Fotos: Toferer Textil GmbH

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