Das neue Veranstaltungsformat Neonyt der Messe Frankfurt hat vom 24. bis 26. Juni 2022 eine beachtliche Premiere hingelegt.

Schon der Kunstname des neuen Events klingt nach Offenheit, Urbanität, legerer Haltung und Trendbewusstsein: gemeinsam mit der Münchner Gesellschaft Greenstyle hat die Messe Frankfurt einen Rahmen entwickelt, der einerseits frischen Wind in das etwas angestaubte Messeprogramm bringt, andererseits aber Themen aufgreift, die längst in den Mainstream Einzug gehalten haben.

Klein, aber fein

Nachhaltigkeit, Ökologiebewusstsein und Awareness: diesen Ansätzen folgend setzt die neue Modeveranstaltung auch auf eine gewisse Exklusivität anstatt auf Masse. Spötter könnten anmerken, Neonyt sei auf urbane Hipster ausgerichtet, und lägen damit nicht ganz falsch. Tatsache ist aber, dass angesichts globaler Dauerkrise das Bewusstsein gewachsen ist, sich wieder mehr mit Entstehungsprozessen und Hintergründen befassen zu müssen. Rapide wachsende Weltbevölkerung, überalternde Gesellschaften, und Raubbau an endlichen Ressourcen erfordern eine gleichermaßen vernünftige wie zeitgemäße Haltung, mit der sich immer mehr Menschen identifizieren können. Im Zuge dessen entstehen neue Märkte, die sich zwar noch in klar definierten Nischen bewegen, aber durchaus die Anlage zu Größerem in sich tragen. Davon will auch die Messe Frankfurt profitieren.

Wir müssen reden

Seit jeher bewegt sich die Modewelt entlang gesellschaftlicher Bruchlinien, zelebriert sich einerseits als Avantgarde, rückt mit Fastest-Fashion-Firmen wie Shein oder Primark aber auch in das Augenmerk der Hüter gesellschaftlicher Verantwortung. Wer kann reinen Gewissens ein Kleidungsstück tragen, das unter Ausbeutung von Menschen und Ressourcen entstanden ist? Zeigt sich darin nicht ein eklatanter Widerspruch? Auf der anderen Seite entwickelt sich derzeit ein Markt für virtuelle Mode, obwohl deren langfristiger Erfolg längst nicht gesichert ist. Auch diese neue Erscheinungsform der Mode beansprucht für sich ökologische Vorteile, lässt dabei aber außer Acht, dass virtuelle Mode erstens keinerlei praktischen Nutzen erfüllt, und zweitens von riesigen Rechenzentren realisiert werden muss, deren ökologischer Fußabdruck wiederum beträchtlich ist. Es gibt also viel zu besprechen unter Vertreterinnen und Vertretern nachhaltiger Mode, und Neophyt will auch dafür das richtige Forum sein.

Neue Werkstätten

Dem Anspruch folgend nennt sich das neue Frankfurter Messeformat „Lab“, kurz für „Laboratory“ oder Forschungs- und Werkstätte. Damit einher geht der Anspruch, ein Forum steten Wandels zu sein. Ein „work in progress“ als thematischer Überbau. Workshops, Open Panels und Diskussionsrunden sind also elementarer Bestandteil der Neonyt, was wiederum den Szenencharakter des Events betonen soll. Unter den Hosts natürlich einflussreiche Designer-innen, Modeblogger-innen und Influencer-innen, die bekanntlich den Puls der Zeit latenzfrei aufspüren können. Daneben jede Menge Anschauungsmaterial an den Ständen handverlesener Labels. Ganz wichtig für das Startup der Frankfurter Messe: die passende Location. Die Neonyt wäre auf dem Messegelände nicht gut aufgehoben, somit hat die Premiere in der Unionhalle stattgefunden, gelegen im hippen Frankfurter Ostend.

Insgesamt ein überzeugender Auftritt, mit dem die Messe Frankfurt den Sprung in die neue Zeit schaffen könnte. Ein Folgetermin für die Neonyt steht zwar noch nicht fest, dürfte aber in Kürze bekanntgegeben werden.  

Foto: Dita Vollmond

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