Nach mehrmonatigem Komaschlaf verlautbart die Messe Frankfurt neue Pläne für die Veranstaltungen der kommenden Monate. Die herbstliche Buchmesse soll auf jeden Fall stattfinden.

Die internationale Messelandschaft hat eine unruhige Zeit hinter sich, seit die Coronapandemie ihren Weg rund um den Globus angetreten hat. Besonders international operierende Unternehmen sind getroffen worden, zumal ihnen nahezu überall das Covid19-Virus mit Heimtücke und List im Wege steht. Für einen der ganz großen Player, die Messe Frankfurt, hat das Jahr 2020 so elend begonnen, wie 2019 geendet hat.

Zunächst der Verlust der Internationalen Automobilausstellung IAA, der in der Frankfurter Stadtregierung sogar dazu geführt hat, eine Verlagerung des Messegeländes anzudenken. Es folgte heuer die Absage wichtiger Veranstaltungen wie der Prolight + Sound, der Musikmesse und der Luminale. Nun ist die interne Planung offensichtlich soweit gediehen, wieder Lebenszeichen von sich zu geben. Als Highlight wird die Buchmesse genannt, die mehr als sonst Aufbruchsstimmung verbreiten soll. Natürlich unter den jeweils geltenden Sicherheitsmaßnahmen und versehen mit einer Ausweichroute, die ins Internet führt.

Auf Kurs mit Rettungsboot an Bord

Wie Jürgen Boos, Direktor der Messe Frankfurt, im Rahmen eines Pressegesprächs am 28. Mai verlauten ließ, spürt man auf dem Frankfurter Messegelände wieder Wasser unter dem Kiel und steuert mit voller Kraft die nächste Paradeveranstaltung an: die Buchmesse. Seitens der hessischen Landesregierung ist bereits Zustimmung erteilt worden, zudem soll ein virtuelles Programm als Ausweichroute dienen, das im schlimmsten Falle zur Hauptroute erweitert werden kann. Ein Weg, der vielerorts beschritten wird, auch wenn nicht jede Veranstaltung in gleichem Maße dafür geeignet scheint.

Vielfach dient solch ein Konzept als Rettungsanker und muss erst einmal die Probe im Echtbetrieb bestehen. Zugute kommt dabei international ausgerichteten Veranstaltern wie der Messe Frankfurt die ohnehin permanent betriebene Suche nach neuen Programmpunkten und Gestaltungsmöglichkeiten. Sie lässt die Krise leichter als Chance erscheinen, Neues auszuprobieren. Input seitens der Partner, etwa des diesjährigen Gastlandes Kanada, ist dabei ausdrücklich erwünscht.

Der Sprung ins kalte Wasser

In welcher Form die Buchmesse zwischen 14. und 18. Oktober 2020 tatsächlich über die Bühne gehen wird, steht zur Zeit noch nicht fest. Improvisationstalent wird also auch auf Besucherseite von Vorteil sein. Derzeit geplant ist ein dezentraler Ablauf des Kernprogramms auf dem Frankfurter Messegelände sowie zeitgleich auf einer noch zu gestaltenden Internetplattform. Damit soll Ausstellern wie Besuchern maximal mögliche Planungssicherheit geboten werden. Das besondere Flair und die mannigfaltigen Diskursmöglichkeiten der weltgrößten Buchmesse sollen unter den neuen Bedingungen nicht leiden, sondern womöglich sogar Vorteile bieten.

Wie sich dieses Ansinnen mit der Welt der Bücher verträgt, die seit langer Zeit einen erbitterten Wettstreit mit Webangeboten um die Aufmerksamkeit potenzieller Leserinnen und Leser austrägt, bleibt abzuwarten. Ebenso wie die Antwort auf die Frage, wie es um die Resonanz internationaler Aussteller bestellt ist. Derlei wird sich in den kommenden Monaten weisen. Schon jetzt steht fest, dass die Messe Frankfurt am Stammgelände wieder den Regelbetrieb anstrebt, an dem nicht zuletzt unzählige Arbeitsplätze hängen. Man darf dazu Glück wünschen, auch wenn dieses an einem seidenen Faden hängt.

Foto: Messe Frankfurt GmbH / Jacquemin

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