Mit der Eröffnung des neuen, 2.000 m² großen Glasfoyers mit direkt anschließenden neuen Kongressräumlichkeiten erreicht das im Mai 2016 gestartete Bauprojekt seinen wichtigsten Meilenstein. Gleichzeitig geht die erste Hälfte der neuen, 11.000 m² großen Halle 6 mit direktem Blick in den Grugapark in Betrieb. Oliver P. Kuhrt, Geschäftsführer der Messe Essen, im Gespräch mit Messe & Event über den neuen Messe-Standort Essen, erfolgreiche Messethemen und Zukunftspläne.

Messe & Event: Wie verlaufen die Baumaßnahmen im Allgemeinen und wie ist der Zeitplan?
Oliver P. Kuhrt: Die neue Messe Essen hat ihre Etappenziele innerhalb des gesetzten Zeit- und Budgetrahmens sowie im Einklang mit dem Veranstaltungskalender erreicht. Im November 2017 haben wir die erste Bauphase erfolgreich abgeschlossen und das neue, 2.000 m² große Glasfoyer mit angrenzenden neuen Kongressräumlichkeiten eingeweiht. Gleichzeitig ging der nördliche Teil der neuen Halle 6 in Betrieb.

Nach Abriss der alten Hallen 4, 4A und 5 entsteht nun der südliche Teil der neuen Halle 6, der ab September 2018 auch den exklusiven Business Club sowie unseren neuen zentralen Ausstellerservice beheimatet. Außerdem widmet sich der zweite Bauabschnitt der technischen Modernisierung der Bestandshallen im nördlichen Messegelände. Im Herbst 2019 ist die Modernisierung hin zu einem der technisch modernsten Messegelände Deutschlands dann vollständig abgeschlossen.

Welche Wachstumschancen sehen Sie hier für künftige Messen?
Sehr gute. Die neue Messe Essen bietet dank moderner Architektur, einer großräumigen, eingeschoßigen Hallenstruktur mit einfacher Wegeführung und hohen technischen Standards sowohl für Fach- als auch für Verbrauchermessen die richtigen Bedingungen. Die direkte Anbindung an das Congress Center Essen mit neuen Tagungs- und Kongressräumlichkeiten macht den Standort zusätzlich attraktiv. Gerade für Fachmessen mittlerer Größe können wir so maßgeschneiderte Raumkonzepte schaffen. Die Reaktionen auf dem Markt sprechen für sich: So stehen in diesem Jahr neue Veranstaltungsformate wie die Cutting World und die Cake & Bake auf unserem Programm.

Immer wieder wird über den wachsenden weltweiten Messewettbewerb gesprochen. Welche Chancen geben Sie mittelfristig dem Standort Deutschland?
Der Messestandort Deutschland wird auch weiterhin eine starke, wenn nicht die führende Rolle im weltweiten Messewettbewerb spielen – schließlich finden gemäß jüngster Erhebungen des AUMA rund 60 Prozent der global führenden Branchenleitmessen in Deutschland statt. Darüber hinaus ist der deutsche Messemarkt auch vor dem Hintergrund der weltpolitischen Lage attraktiv. Gleichzeitig gilt: Deutsche Messeveranstalter sind zunehmend im Ausland aktiv. So auch die Messe Essen. Jüngst haben wir beispielsweise die Premiere unserer Essen Motor Show gefeiert, die parallel zur Auto Guangzhou, einer der drei größten Automessen Chinas, stattfindet.

Welches sind Ihre stärksten Zugpferde und wie sehen Sie insbesondere die Entwicklung Ihrer Veranstaltungen?
Zum Portfolio der Messe Essen zählen zehn internationale Leitmessen, allen voran die SCHWEISSEN & SCHNEIDEN, die IPM Essen, die security essen und die Metpack. Alle vier sind Beispiele für hochkarätige Fachmessen, die sich in ihrer jeweiligen Branche als Pflichttermine etabliert haben. Doch auch langjährige Erfolgsformate müssen kontinuierlich weiterentwickelt werden, um ihre Vorreiterposition zu bestätigen.

Deswegen ruhen wir uns auf unseren Erfolgen nicht aus, sondern erarbeiten fortlaufend neue Strategien, passen unsere Veranstaltungskonzepte den Marktbedürfnissen an und bleiben so beweglich. Für die Zukunft sind unsere Leitmessen sowie unser gesamtes Veranstaltungsportfolio daher gut aufgestellt.

Die Messe Essen hat ein großes Messeprogramm. Was tun Sie, um neue Messen am Standort zu entwickeln bzw. bestehende Messemarken ins Ausland zu exportieren?
Ganz grundsätzlich lassen sich neue Messen über drei Wege für den eigenen Standort gewinnen. Dazu zählt zunächst die Entwicklung von Spin-offs, also das Herauslösen einzelner Ausstellungs- bzw. Themenbereiche aus einer bestehenden Messe, die das Potenzial haben, als eigenständiges Format zu funktionieren. Darüber hinaus treten wir, beispielsweise in Pitches, in den Wettbewerb mit anderen Messestandorten, um bestehende Messeformate zu uns nach Essen zu holen. Nicht zuletzt arbeitet unsere Unternehmensentwicklung natürlich auch an der Konzeption neuer eigener Messen.

Was das Auslandsgeschäft betrifft, sind wir inzwischen in 24 Märkten mit Töchtern unserer Erfolgsmessen vertreten. Dazu zählen beispielsweise die Auslandsmessen der SCHWEISSEN & SCHNEIDEN, die in China, Indien und seit diesem Jahr auch in den Vereinigten Arabischen Emiraten stattfinden. Das Screening globaler Märkte ist generell fester Bestandteil der strategischen Überlegungen zur Weiterentwicklung unserer Leitmessen. Dabei arbeiten wir eng mit lokalen Partnern zusammen und setzen auf die Expertise direkt vor Ort, um zu entscheiden, wann der Export einer unserer Messen in einen anderen Markt sinnvoll ist.

Welche Trends zeichnen sich in der Entwicklung von Messen generell ab?
Zunächst bestimmt das Thema Digitalisierung derzeit die Agenda der Messewirtschaft. Aussteller und Besucher erwarten von einer Branchenplattform inzwischen mehr als eine reine Produktschau: Ob Vorbereitung, Buchung oder Registrierung – der Messebesucher will es schnell, unkompliziert und am liebsten online. Und die Aussteller wollen sicherstellen, dass sie ihren Messeauftritt und das dafür eingesetzte Budget optimal ausnutzen, auch über den zeitlich und örtlich limitierten Messeauftritt hinaus.

Maßnahmen wie responsive Websites, Apps oder Social-Media-Aktivitäten helfen sowohl bei der Organisation eines Messeauftritts als auch beim Besuch einer Messe. Aber sie reichen nicht aus. Darüber hinaus müssen individuelle Angebote entwickelt werden, um Aussteller wie Besucher auch in den Zeiträumen zwischen den Messen zu begeistern und zu binden. Die Lösung können räumlich und zeitlich unabhängige digitale Plattformen und Kontaktpunkte sein.

Daran arbeiten wir. Darüber hinaus zeichnet sich ein klarer Trend hin zu einer wachsenden Bedeutung extrem spezialisierter Fachmessen ab, die die großen Leitmessen einer Branche flankieren oder selbst die Leitfunktion übernehmen. Auch diese Entwicklung trägt dem wachsenden Bedürfnis nach mehr Individualität Rechnung. Fachbesucher werden ganz gezielt in ihrer Nische angesprochen und passgenau mit dem nötigen Branchenüberblick versorgt.

Foto: Messe Essen/Rainer Schimm

Share This