Von 1. bis 11. Dezember 2016 hat die mittlerweile 22. Buchmesse in der istrischen Hafenstadt Pula stattgefunden.

Im Jahre 1995, gegen Ende des Jugoslawienkriegs, ist das geschichtsträchtige Pula zum ersten Mal Austragungsort der „Sa(n)jam Knjige u Istri“ gewesen. Die offizielle englische Übersetzung des Namens lautet „Book Fair(y) in Istria“, womit das inhärente Wortspiel recht gut wiedergegeben ist. In beiden Fällen wird dem nüchternen Begriff „Messe“ ein in Klammern gesetztes Zeichen hinzugefügt, das die Bedeutung „Traum“ oder auf Englisch „Märchen“ ergibt und der Veranstaltung eine angenehme augenzwinkernde Atmosphäre verleiht. Um eine Buchmesse, wie man sie von Frankfurt am Main oder Leipzig her kennt, handelt es sich bei der istrischen Veranstaltung streng genommen nicht. Mit circa 300 Ausstellern und 60 000 bis 80 000 Besuchern spielt man in einer ganz anderen Liga und legt besonderen Wert auf gelebten Individualismus und familiäres Ambiente.

Völkerverbindendes Literatur- und Kunstprogramm

Vom Start weg hatte die „Sa(n)jam Knjige u Istri“ angesichts des grausamen Jugoslawienkrieges zum Ziel, die Völker Osteuropas über die Kultur zu verbinden, wobei im Mittelpunkt die Literatur steht. Dieser Anspruch erklärt auch das sehr umfangreiche und variantenreiche Rahmenprogramm, das heuer unter dem symbolischen Überbegriff „Transatlantic“ stand. Typisch für die Buchmesse Pula sind eigenwillige Programmpunkte, die sich über die Jahre entwickelt haben, etwa „Frühstück mit dem Autor“ (ein Gespräch mit einer lokalen Literaturgröße), „Liebe auf den zweiten Blick“ (eine Vorstellung älterer, zu Unrecht vergessener Werke) oder das philosophische „Gespräch hinter dem Vorhang“. Andere Kunstformen kommen nicht zu kurz und wurden heuer unter anderem von dem avantgardistischen Musik-Kollektiv Laibach verkörpert.

Im Zeichen der Geschichte

Wer zwischen den einzelnen Veranstaltungen in Pula hin- und herwandelt, fühlt sich bisweilen in eine Zeitmaschine versetzt. Im Winter ist Pula sehr ruhig, so wie viele andere kleine Hafenstädte am Mittelmeer auch. Die Touristen sind weg, übrig bleibt eine Atmosphäre, die vielerorts an den Glanz und die Weltgewandtheit der österreich-ungarischen Monarchie erinnert. Vor allem die prächtigen historischen Gebäude sind es, die an die einstige strategische Bedeutung Pulas erinnern. Während der Buchmesse sitzen allerorten Literaten und Künstler in kleinen Cafés zusammen und tauschen sich aus über die Vergangenheit und Zukunft osteuropäischer Kunst aus. Wer sich mit der lockeren Herangehensweise anfreunden kann und einen Blick in die oft unterschätzte Kulturwelt des nahen Osteuropas wagen will, sollte einen Besuch der „Sa(n)jam Knjige u Istri“ 2017 in Betracht ziehen. Der genaue Termin wird auf der Webseite bekannt gegeben.

Foto: © Sa(n)jam Knjige u Istri

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