Eigentlich waren sie nach Hamburg gekommen, um alle Ampeln auf grün zu stellen und darüber zu beraten, wie das Ziel zu mehr Nachhaltigkeit in der Messe- und Veranstaltungswirtschaft umgesetzt werden kann. Doch zunächst bestimmte ein anderes Thema die zweitägige FAMA Messefachtagung, zu der mehr als 140 Messeexperten aus der D-A-CH-Region angereist waren: Die Forderung danach, dass die Ampeln in Deutschland nicht auf Gelb umspringen dürfen.

„Was wir brauchen und von der Bundesregierung erwarten, ist die verbindliche und bundeseinheitliche Zusage, dass Messen weiterhin ohne Einschränkungen stattfinden können“, sagt Christoph Hinte, der stellvertretende FAMA-Vorstandsvorsitzende.

Auf gut 55 Mrd. Euro beziffert das ifo-Institut die inzwischen aufgelaufenen gesamtwirtschaftlichen Schäden, die durch Ausfälle des Messegeschäfts in den zurückliegenden zwei Jahren entstanden sind. Mehr als 70 Prozent der Messen in Deutschland wurden in diesem Zeitraum abgesagt. Auch im laufenden Jahr fanden bisher nur 40 Prozent der ursprünglich geplanten Messen statt.

„Die Branche, speziell die privaten Messeveranstalter und Betriebe im Messebau, der Veranstaltungstechnik und dem Catering, stehen nach zweieinhalb Jahren Pandemie noch immer unter erheblichem Druck“, so Hinte. Bis zum Jahresende stehen aktuell noch 250 Veranstaltungen im Kalender, davon gut die Hälfte im Sommer, die zweite Hälfte im Herbst/Winter.

Forderung an die Politik: Zusicherung für die Durchführung von Messen

„Gerade deshalb werden die von der Bundesregierung für Juli angekündigten Regelungen von entscheidender Bedeutung sein. Wir sind dringend darauf angewiesen, dass keine Verunsicherungen entstehen. Insofern unterstützen wir ausdrücklich eine bundeseinheitliche Regelung, die deutlich macht, dass die Durchführung der anstehenden Veranstaltungen nicht in Frage gestellt wird und es keine Kapazitätsbeschränkungen geben wird“, so Hinte. „Würde es nicht dazu kommen, droht die Gefahr, dass deutsche Messen im internationalen Vergleich gegenüber den europäischen und nordamerikanischen Wettbewerbern das Nachsehen hätte“, betont Michael Köhler, CSO der Reed Exhibitions Deutschland GmbH, dessen Mutterhaus mit weltweit mehr als 400 Veranstaltungen aktiv ist.

Nachhaltigkeit auch für Messen ein drängendes Thema

„Alles auf grün“, hieß es dennoch – zumindest bei der Zielsetzung zu mehr Nachhaltigkeit in der Messewirtschaft. Weltweit mehr als 250 Unternehmen der Messe- und Veranstaltungsbranche haben inzwischen die im November 2021 aufgelegte Initiative „Net Zero Carbon Events“ des Messeweltverbandes UFI unterzeichnet. Sie verpflichten sich damit zur schrittweisen CO2-Neutralität bis ins Jahr 2050. In Europa definiert die Europäische Kommission mit dem „European Green Deal“ das Ziel, bis 2030 den Ausstoß von Treibhausgasen um mindestens 55 Prozent gegenüber 1990 zu senken und Europa bis 2050 klimaneutral zu machen.

Entsprechend groß war das Interesse an der Key-Note von Randell Greenlee, Director Public Affairs im Verband der Medien- und Veranstaltungstechnik (VPLT), mit dem der FAMA im Forum Veranstaltungswirtschaft eng zusammenarbeitet. Er stellte die aktuellen Richtlinien und (geplanten) Verordnungen der EU-Kommission vor.

Wahlen zum FAMA-Vorstand: Drei neue Gesichter

Im Rahmen der Mitgliederversammlung fanden Wahlen zum Vorstand statt. Neu in den Vorstand gewählt wurden Astrid Jäger, Spring Messemanagement, Michael Köhler, RX Austria & Germany sowie Stefan Köster, Deutsche Messe AG, Hannover.

Nach 20jähriger Tätigkeit schied Carola Schwennsen aus dem Vorstand aus und wurde einstimmig zum Ehrenvorstandsmitglied gewählt. Hans-Joachim Erbel, bisher als Ehrenvorstandsmitglied im Vorstand tätig, legte sein Amt auf eigenen Wunsch nieder.

Die nächste FAMA-Messefachtagung findet am 28. und 29. November 2022 in Erfurt statt.

Foto: FAMA Fachverband Messen und Ausstellungen e.V.

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