Bei der Deutschen Messe AG in Hannover hängt der Haussegen schief. Nach schwindenden Umsätzen und einigen Messeabsagen soll ein strikter Sparkurs das Unternehmen retten.

In der deutschen Messelandschaft spielt die Deutsche Messe AG eine gewichtige Rolle. Sie veranstaltet mit der Hannover Messe eine der weltgrößten Industrieschauen, die vielen deutschen Unternehmen als Präsentationsbühne dient. Mit der CeBIT stand in Hannover über drei Jahrzehnte lang Europas größte IT-Fachmesse am Programm, ehe sie 2018 wegen sinkenden Publikumsinteresses eingestellt wurde.

Die Nachfolgemesse Twenty2X legte gleich einen Fehlstart hin und musste abgesagt werden. Nicht anders erging es dieses Jahr der Hannover Messe. Grund genug, mit Besorgnis auf die wachsenden Verluste zu blicken, die laut einer Lokalzeitung bei mittlerweile 100 Millionen Euro liegen sollen. Rasches Handeln scheint erforderlich, um den Messestandort und die damit verbundene Peripherie, etwa den Flughafen Hannover, zu retten.

Schmalhans als Berater

Im Zentrum der Rettungsbemühungen steht ein strikter Sparplan, der unter anderem den Verlust zahlreicher Arbeitsplätze zur Folge hat. Ein Plan, der seitens der Gewerkschaft und des Betriebsrates den Reaktionen nach als Kriegserklärung aufgefasst wird. Trotz harter Verhandlungen steht mittlerweile fest, dass bei der Deutschen Messe AG bis 2027 250 Mitarbeiter gehen müssen. Die Mehrheit der verhandelnden Parteien hätten dieser Lösung zugestimmt, war seitens der Messeleitung zu vernehmen.

Neben weiteren Maßnahmen wie Kurzarbeit, Arbeitszeitverkürzung und Streichung von Sonderleistungen steht auch eine strategische Neuausrichtung des Standorts ganz oben auf der Agenda. So sollen Kooperationen und Hybridformate für frischen Wind in der Messelandschaft sorgen. Insgesamt rechnet die Deutsche Messe AG mit einem Einsparpotenzial in Höhe von 60 Millionen Euro, was zusammen mit einem Förderprogramm des Landes Niedersachsen als Soforthilfe reichen soll.

Ausnahme wird zu Norm

Mit einer raschen Erholung rechnen die Verantwortlichen der Deutschen Messe AG nicht. Sie reihen sich damit ein in die Einschätzung anderer Führungskräfte bei großen europäischen Messeveranstaltern. Bis die Folgen der Coronapandemie endgültig überwunden sind, könnten durchaus einige Jahre vergehen. Für manche Veranstalter zu lange, um sich über Wasser halten zu können.

Mit einer Konsolidierung innerhalb der Veranstalterbranche ist zu rechnen, wobei diejenigen Unternehmen profitieren dürften, deren Konzepte leicht in ein virtuelles oder hybrides Format gebracht werden können. Frei von Ungemach ist allerdings auch dies nicht, denn noch gilt es, die digitalen Formate gewinnbringend zu gestalten, ohne am Ende die Liveveranstaltung zu kannibalisieren. Es steht also einiges auf dem Spiel, zumal gerade in der aktuellen Krise deutlich wird, wie groß die wirtschaftliche Bedeutung der großen Messen ist.

Foto: Deutsche Messe AG 

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