Eine Masterarbeit erforscht und bewertet das Österreichische Umweltzeichen zum Kennzeichnen von nachhaltigen Kongressen in Österreich. FH-Prof. Mag. Harald Rametsteiner, Leitung Masterlehrgang Eventmanagement der Fachhochschule St. Pölten und Beatrice Sommer BA MSc, Junior Consultant bei mrp hotels mit Expertise in Sustainability/Circularity fassen im Artikel die Ergebnisse der Masterarbeit zusammen.

Die Auswirkungen des Klimawandels fordern die Politik, die Wirtschaft und die Gesellschaft. Nachhaltigkeit führt zu einem Umdenken, es entsteht ein neues Wertesystem mit Rücksicht auf die Umwelt. Die Eventbranche ist auch von diesem Megatrend des verantwortlichen Handels betroffen, speziell Kongresse haben einen hohen Umwelteffekt durch Ressourcenverbrauch am Veranstaltungsort und Reisetätigkeit durch die Beteiligten. Die Studie Meeting- & Eventbarometer zeigt auf, dass 83 % der Anbieter und 65 % der Veranstalter nachhaltigen Bestandteilen in der Veranstaltungsorganisation einen wachsenden Stellenwert zuordnen. Damit verbunden erwarten immer mehr Kongressbesuchende Angebote mit nachhaltiger Ausrichtung und hoher Qualität.

Österreich gehört global zu den führenden Standorten für nationale und internationale Kongresse. Die Union of International Associations sieht Österreich an der vierten Stelle der weltweiten Kongress-Länder. Bis zur Corona-Pandemie ist die Anzahl der Kongresse konstant gestiegen, pro Jahr besuchten ca. 900.000 Menschen einen Kongress in Österreich. Es gibt in Österreich seit 2010 die Möglichkeit, Kongresse vom Österreichischen Umweltzeichen als „Green Meeting“ zertifizieren zu lassen. Das Gütesiegel zeichnet nachhaltige Veranstaltungen aus, die Kriterien für die Auszeichnung wurden mit der Veranstaltungsbranche, Expertinnen und Experten für Nachhaltigkeit bzw. dem zuständigen Bundesministerium entwickelt.

In einer empirischen Untersuchung mit Experteninterviews wurden die Gründe für die noch immer geringe Zertifizierung von Kongressen in Österreich untersucht, im Jahr 2017 wurden nur knapp 3 % aller Kongresse mit dem Umweltzeichen ausgezeichnet. Es wurden drei wesentliche Parameter als Ansätze für die stärkere Ausschöpfung erforscht. Ein wichtiger Faktor ist die schlechte Kommunikation zur Zertifizierungsmöglichkeit: zum Zeitpunkt der Befragung fehlen Bewerbungsunterlagen, und die Website des Umweltzeichens bietet wenig Inhalt und hat wenig Aussagekraft. Bei aus dem Ausland stammenden Kongressveranstaltern fehlt die Bekanntheit, entsprechend wird der Mehrwert der Zertifizierung nicht erkannt. Als zweiter Faktor wird die geringe Anzahl von Lizenznehmer/innen lokalisiert, manchmal ordnet man auch Kongressen abseits vom Thema Nachhaltigkeit nicht das Potenzial für die Eignung der Zertifizierung zu. Als dritter Faktor wirken sich die Entscheidungsträger bei den Kongressveranstaltern und deren Nachhaltigkeitsbewusstsein auf die Bereitschaft aus.

Zum Abschluss der wissenschaftlichen Betrachtung wird auf das notwendige Umdenken bei den involvierten Stakeholdern eingegangen. Wenn Unternehmen von der Möglichkeit der Zertifizierung erfahren und den Mehrwert erkennen, übernehmen die Kongressveranstalter und damit verbundene Dienstleister die Verantwortung für nachhaltiges Handeln. Gerade im Umfeld der aktuellen Corona-Pandemie bewertet man das Potenzial von persönlichen Kontakten auf Präsenzveranstaltungen neu, zusätzlich gewinnt das Bewusstsein für rücksichtvolles Agieren an Stellenwert. Kongresse können sozialen Austausch und nachhaltiges Handeln verantwortungsvoll verbinden.

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