Am 16. Juni ist die weltweit bedeutendste Messe für zeitgenössische Kunst, die Art Basel, zu Ende gegangen. Der Zuspruch war allen Unkenrufen zum Trotz enorm. 

93.000 Besucher aus 80 Ländern und 290 hochrangige Galerien als Aussteller: die Zahlen belegen, dass die Art Basel nach wie vor zu den Messehighlights für Kunstbegeisterte zählt. Wie so oft, wenn zahlungskräftige Sponsoren, Investoren und Promis im Spiel sind, geht es nicht nur um den Kunstgenuss selbst, sondern auch um lohnende Investments.

Wird ein Künstler von Experten und Beratern als investmentfreundlich empfunden, schießen die Preise seiner Werke förmlich in den Finanzhimmel. Street Art-Künstler Banksy mag als bekanntes Beispiel dienen. Sein provokantes Statement dazu: ein Selbstzerstörungsmechanismus in einem seiner Werke, den er kurz nach Ende einer Sotheby’s-Auktion aktivierte. Vom Kunstwerk blieben nur Papierstreifen übrig. So radikal muss Kritik nun auch wieder nicht ausfallen, klar ist aber den Veranstaltern der Art Basel, dass ein besseres Image nicht schaden kann. 

Neuer Trend zur Ethik

Raubkunst, Fälschungen und Offshore-Handelskonstruktionen lassen die noble Kunstwelt dem gemeinen Volk nicht unbedingt sympathisch erscheinen. Dem hat sich die Art Basel schon im letzten Jahr gewidmet mit dem Versuch, Branchenstandards zu etablieren. Dabei ist unter Beteiligung von internationalen Galerien, Verbänden und Rechtsanwälten ein Verhaltenskodex erstellt worden, der mit einfachen Regeln dazu anhalten soll, ethisch geprägtes Geschäftsgebaren an den Tag zu legen.

Weiters behält die Art Basel sich vor, Galerien, die in Strafverfahren verwickelt sind, nach sorgfältiger Prüfung des Sachverhalts von der Teilnahme auszuschließen. Die Botschaft ist klar: das Image des Kunsthandels soll nicht durch dubioses Handeln einiger weniger Akteure in Misskredit gebracht werden. Freiwillige Selbstregulierung scheint angebracht, zumal die imternationale Kunstbranche kräftigen Aufwind erlebt.

Das Auge des Betrachters 

Zeitgenössische Kunst, das bedeutet nicht selten Provokation und Experimentieren in alle Himmelsrichtungen, und nicht jedem erschließt sich die wahre Größe eines Kunstwerks. Manch Kunstexpertin lässt sich zwar zur Behauptung hinreißen, alles sei schon einmal dagewesen, künstlerisch daher kaum noch Spielraum für radikale Ansätze gegeben. Umso erstaunlicher, was die rund 4.000 auf der Art Basel vertretenen Künstler zusammengetragen haben.

Schon vorab im Gespräch um den Publikumsliebling war die Live-Choreografie „Aggregate“ der rumänischen Performancekünstlerin Alexandra Pirici, die auf dem Messevorplatz aufgeführt wurde. Zugleich ein Test, ob solche Kunst auf der Art Basel funktioniert. Auch moderne Kunst kennt ihre Moden, und neue Technlogie hält Einzug. Veranschaulicht wurde dies durch Lawrence Leks Virtual Reality-Installation „Nøtel“, in welcher der Besucher ein dystopisches Hotel durchschreitet.

Neue Ansätze also, die auch den Kunstmarkt durcheinanderwirbeln werden und Stoff für die nächste Art Basel abgeben. Diese findet von 18. bis 21. Juni 2020 statt. 

Foto: Art Basel

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