Seit einiger Zeit sind moderne Kunstformen als Investment gefragt, auch wenn sie flüchtig sind und wenig Greifbares bieten. Die Brüsseler APA gibt dem Thema von 5. bis 8. September 2019 eine Plattform.

L’art pour l’art, das war gestern. Mittlerweile sind Investoren respektive deren Berater in nahezu alle Nischen vorgedrungen und versuchen herauszufinden, welche Objekte sich als langfristige Anlage lohnen. Nach Oldtimern, Schmuck, Uhren und Turnschuhen steht nun wieder Kunst auf dem Programm. Freilich nicht nur alte Meisterwerke, deren Besitz oft viele Probleme bereitet, sondern auch Kunstformen, die nicht in gängige Schemata passen.

Dabei reicht die Bandbreite von Digitalkunst bis hin zur Aktionskunst, Formen also, die hochgradig ephemer sind und nicht gegenständlich. Wie lässt sich derlei monetarisieren, und wie weiß man überhaupt, was da eigentlich im Kaufpreis enthalten ist? „A Performance Affair“, eine Kunstmesse für Performancekunst, will in ihrer zweiten Auflage unter dem Motto „re:production“ der Sache auf den Grund gehen.

Kunst und Kommerz

Einfach ist es nicht, den Kunstbegriff allgemeinverbindlich so zu definieren, dass Käufer und Verkäufer auch wissen, was gemeint ist. Erst recht nicht bei Kunstwerken, die von Anbeginn so konzipiert wurden, dass sie frei von Konsistenz sind, in der Imagination entstehen, und statt Permanenz den flüchtigen Moment wählen. Gerade moderne Kunst lebt schließlich vom ständigen Regelbruch und oszilliert daher von vornherein zwischen vorgegebenen Schemata und Kategorien. Nach Dada, Fluxus und Readymades folgten in den 1960er Jahren Live-Events, die gerne auch die Zuseher einbezogen, sei es nun freiwillig oder unfreiwillig.

Gerade die Wiener Aktionistinnen und Aktionisten wie Valie Export, Rudolf Schwarzkogler oder Otto Muehl haben auf diesem Gebiet schon früh Grenzen ausgelotet, heute sind es Künstlerpersönlichkeiten wie Marina Abramović oder Jonathan Meese, die das Genre immer wieder neu definieren. Auf herkömmlichen Kunstmessen sind deren Werke kaum vertreten, weshalb der Versuch einer eigens auf Performancekunst zugeschnittenen Veranstaltung durchaus einen Versuch wert scheint.

Flexibilität ist Trumpf

A Performance Affair sieht sich weniger als Kunstmesse im klassischen Sinn, sondern eher als Open Space mit lose definiertem Charakter. Zweck der Veranstaltung ist, Künstler, Galerien und Käufer aus dem Umfeld der Performancekunst zusammenzubringen, Grundlagen der Finanzierung zu diskutieren, und eine Plattform zu bieten für eine Kunstgattung, die bislang wenig Beachtung gefunden hat. Zu diesem Zweck werden zwei Stockwerke des zentral in der EU-Hauptstadt Brüssel gelegenen Vanderborght Buildings vier Tage lang zum Treffpunkt der Performancekunst umgewidmet.

Weniger Kunstaffine mögen das ein oder andere Kunstwerk wenigstens skurril finden. So etwa die Performance-Installation „Help“ des belgischen Künstlers Lieven Segers: sie besteht aus einem weißen Ballon, auf dessen Hülle die Buchstaben des Wortes „Help“ zu lesen sind. Der Performanceanteil besteht darin, dass der Künstler den Ballon aufbläst und über einem Ventilator platziert. Für den Kaufpreis von 3.500 Euro verpflichtet sich Lieven Segers, den Ballon einmal im Jahr aufzublasen. Der Vertrag endet mit dem Ableben des Künstlers. 

Foto: Alexandra Masmanidi

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